Digitalisierung und Nachhaltigkeit – was müssen alle Auszubildenden lernen? : Datum: , Thema: Berufliche Bildung
Digitalisierung und Nachhaltigkeit spielen eine zunehmend größer werdende Rolle in der Arbeitswelt. Alle jungen Menschen müssen deshalb schon während ihrer Ausbildung auf die damit verbundenen Kompetenzanforderungen vorbereitet werden.
Im April 2020 haben sich die für berufliche Bildung Verantwortlichen – Bund, Kultusministerien der Länder, Arbeitgeberverbände und die Gewerkschaften – darauf geeinigt, dass künftig grundlegende Kompetenzen aus wichtigen übergreifenden Themenbereichen – u.a. Digitalisierung und Nachhaltigkeit – in jedem dualen Ausbildungsberuf vermittelt werden. Hierfür haben sie sich auf vier neue sogenannte Standardberufsbildpositionen verständigt. Die neuen Mindeststandards sind prüfungsrelevant und werden sowohl im Betrieb als auch in der Berufsschule vermittelt. Denn: Auszubildende von heute sind die Fachkräfte von morgen, mit denen sich ihre Betriebe weiterhin zukunftsfähig entwickeln werden.
Die Verankerung von Digitalisierung, Umweltschutz und Nachhaltigkeit in allen Ausbildungsberufen bietet ihnen dabei wichtige Spielräume und Perspektiven, mit denen sie sich auch beruflich für diese wichtigen Zukunftsthemen einsetzen können. Ausbildungsberufe werden somit attraktiver für junge Nachwuchskräfte.
Die Verantwortlichen der beruflichen Bildung haben daher die sogenannten Standardberufsbildpositionen modernisiert und um Kompetenzen aus den Themenbereichen Digitalisierung und Nachhaltigkeit ergänzt. Es wurden folgende Standardberufsbildpositionen erarbeitet:
Digitalisierte Arbeitswelt
- mit eigenen und betriebsbezogenen Daten sowie mit Daten Dritter umgehen und dabei die Vorschriften zum Datenschutz und zur Datensicherheit einhalten
- Risiken bei der Nutzung von digitalen Medien und informationstechnischen Systemen einschätzen und bei deren Nutzung betriebliche Regelungen einhalten
- ressourcenschonend, adressatengerecht und effizient kommunizieren sowie Kommunikationsergebnisse dokumentieren
- Störungen in Kommunikationsprozessen erkennen und zu ihrer Lösung beitragen
- Informationen in digitalen Netzen recherchieren und aus digitalen Netzen beschaffen sowie Informationen, auch fremde, prüfen, bewerten und auswählen
- Lern- und Arbeitstechniken sowie Methoden des selbstgesteuerten Lernens anwenden, digitale Lernmedien nutzen und Erfordernisse des lebensbegleitenden Lernens erkennen und ableiten
- Aufgaben zusammen mit Beteiligten, einschließlich der Beteiligten anderer Arbeits- und Geschäftsbereiche, auch unter Nutzung digitaler Medien, planen, bearbeiten und gestalten
- Wertschätzung anderer unter Berücksichtigung gesellschaftlicher Vielfalt praktizieren
Umweltschutz und Nachhaltigkeit
- Möglichkeiten zur Vermeidung betriebsbedingter Belastungen für Umwelt und Gesellschaft im eigenen Aufgabenbereich erkennen und zu deren Weiterentwicklung beitragen
- bei Arbeitsprozessen und im Hinblick auf Produkte, Waren oder Dienstleistungen Materialien und Energie unter wirtschaftlichen, umweltverträglichen und sozialen Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit nutzen
- für den Ausbildungsbetrieb geltende Regelungen des Umweltschutzes einhalten
- Abfälle vermeiden sowie Stoffe und Materialien einer umweltschonenden Wiederverwertung oder Entsorgung zuführen
- Vorschläge für nachhaltiges Handeln für den eigenen Arbeitsbereich entwickeln
- unter Einhaltung betrieblicher Regelungen im Sinne einer ökonomischen, ökologischen und sozial nachhaltigen Entwicklung zusammenarbeiten und adressatengerecht kommunizieren
Organisation des Ausbildungsbetriebs, Berufsbildung, Arbeits- und Tarifrecht
- den Aufbau und die grundlegenden Arbeits- und Geschäftsprozesse des Ausbildungsbetriebes erläutern
- Rechte und Pflichten aus dem Ausbildungsvertrag sowie Dauer und Beendigung des Ausbildungsverhältnisses erläutern und Aufgaben der im System der dualen Berufsausbildung Beteiligten beschreiben
- die Bedeutung, die Funktion und die Inhalte der Ausbildungsordnung und des betrieblichen Ausbildungsplans erläutern sowie zu deren Umsetzung beitragen
- die für den Ausbildungsbetrieb geltenden arbeits-, sozial-, tarif- und mitbestimmungsrechtlichen Vorschriften erläutern
- Grundlagen, Aufgaben und Arbeitsweise der betriebsverfassungs- oder personalvertretungsrechtlichen Organe des Ausbildungsbetriebes erläutern
- Beziehungen des Ausbildungsbetriebs und seiner Beschäftigten zu Wirtschaftsorganisationen und Gewerkschaften erläutern
- Positionen der eigenen Entgeltabrechnung erläutern
- wesentliche Inhalte von Arbeitsverträgen erläutern
- Möglichkeiten des beruflichen Aufstiegs und der beruflichen Weiterentwicklung erläutern
Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit
- Rechte und Pflichten aus den berufsbezogenen Arbeitsschutz- und Unfallverhütungsvorschriften kennen und diese Vorschriften anwenden
- Gefährdungen von Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz und auf dem Arbeitsweg prüfen und beurteilen
- sicheres und gesundheitsgerechtes Arbeiten erläutern
- technische und organisatorische Maßnahmen zur Vermeidung von Gefährdungen sowie von psychischen und physischen Belastungen für sich und andere, auch präventiv, ergreifen
- ergonomische Arbeitsweisen beachten und anwenden
- Verhaltensweisen bei Unfällen beschreiben und erste Maßnahmen bei Unfällen einleiten
- betriebsbezogene Vorschriften des vorbeugenden Brandschutzes anwenden, Verhaltensweisen bei Bränden beschreiben und erste Maßnahmen zur Brandbekämpfung ergreifen
Die wichtigsten Fragen und Antworten
Was sind Standardberufsbildpositionen?
In Standardberufsbildpositionen werden Ausbildungsinhalte geregelt, die in allen dualen Ausbildungsberufen identisch sind. Sie werden während der gesamten Ausbildungszeit im Zusammenhang mit fach-/berufsspezifischen Fertigkeiten, Kenntnissen und Fähigkeiten sowohl im Betrieb als auch in der Berufsschule vermittelt und sind Gegenstand der Prüfungen.
Warum sind Standardberufsbildpositionen so wichtig?
Durch Standardberufsbildpositionen werden wichtige berufsübergreifende Themen aufgegriffen und im Berufsbild aller anerkannten Ausbildungsberufe einheitlich verankert. Sie werden damit zum Mindeststandard in jeder Ausbildung.
Wie werden Standardberufsbildpositionen vermittelt?
Fach-/berufsspezifische Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten werden stets unter Berücksichtigung der Standardberufsbildpositionen vermittelt. Dadurch erhalten diese ihre ganz berufsspezifische Prägung. So lernen zum Beispiel die Hauswirtschafterin und der Hauswirtschafter in der Planung und Zubereitung von Speisen und Getränken nachhaltige, d. h. auch regionale und saisonale Aspekte sowie kulturelle Identitäten zu berücksichtigen.
Ab wann gelten die neuen Standardberufsbildpositionen?
Die neuen Standardberufsbildpositionen gelten für alle Ausbildungsordnungen, die ab dem 01.08.2021 in Kraft treten.
Können die neuen Standardberufsbildpositionen auch in den Ausbildungsberufen vermittelt werden, die noch nicht entsprechend aktualisiert wurden?
Da in Ausbildungsordnungen „nur“ die Mindestinhalte einer Ausbildung verpflichtend festgelegt werden, bleibt es den Ausbildungsbetrieben stets unbenommen, zusätzliche Ausbildungsinhalte während der Ausbildung zu vermitteln.
Eine Arbeitsgruppe des Hauptausschusses des Bundesinstituts für Berufsbildung erarbeitet zurzeit eine Empfehlung für Ausbildungsbetriebe, die neuen Standards auch dann bereits anzuwenden, wenn diese noch nicht verordnet worden sind. Auch die zuständigen Stellen werden gebeten, die Modernisierung zu unterstützen, indem sie Betriebe bei der Eintragung des Ausbildungsverhältnisses und bei der Prüfung des betrieblichen Ausbildungsplans auf die große Bedeutung der neuen Standardberufsbildpositionen für die Arbeitswelt der Zukunft hinzuweisen.