Initiative zur Gewinnung von Studienabbrecherinnen und Studienabbrechern : Datum: , Thema: Bildung
Ein Studienabbruch wird oft mit dem Gedanken des Scheiterns verbunden, er bietet aber auch die Chance für einen neuen Anfang – vor allem in der beruflichen Bildung. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) leistet auf vielfältige Weise Hilfestellung.
Vielerlei Gründe können zum Abbruch eines Studiums führen: nicht erfüllte Erwartungen im Hinblick auf Inhalte des Studiengangs, starker Leistungsdruck, finanzielle Schwierigkeiten oder besondere Lebenslagen wie Familiengründung, Pflege- und Trauerfälle. Von 100 Studienanfängerinnen und Studienanfängern im Bachelor verlassen 27 die Hochschule ohne Abschluss. Eine Anschlussmöglichkeit für einen neuen beruflichen Weg ist der Einstieg in eine duale Berufsausbildung.
Interessant für Fach- und Führungsaufgaben
Studienaussteigerinnen und -aussteiger bringen häufig Kompetenzen und Wissen mit, die sie gezielt für einen schnellen nichtakademischen Karriereweg nutzen können. Hinzu kommt, dass gerade auf der mittleren Qualifikationsebene zunehmend Fachkräfte benötigt werden. Studienabbrecherinnen und -abbrecher können dort interessante Fach- und Führungsaufgaben übernehmen.
Potenziale erschließen
Um das Potenzial der jungen Erwachsenen mit abgebrochenem Studium zu erschließen, hat das BMBF im Mai 2014 die Initiative zur Gewinnung von Studienabbrecherinnen und Studienabbrechern für die berufliche Bildung gestartet. Diese Initiative umfasst verschiedene Handlungsfelder und Fördermaßnahmen.
Informationsportal und Beratungsangebote
Die Kenntnisse von Studienabbrecherinnen und –abbrechern über Chancen und Perspektiven, die die berufliche Bildung bietet, sind häufig bruchstückhaft. Deshalb wurden die Informationsangebote für Studierende, die über einen Studienabbruch nachdenken oder ihr Studium bereits abgebrochen haben, deutlich verbessert. Hierzu wurde das Online-Portal www.studienabbruch-und-dann.de entwickelt und im Juli 2016 freigeschaltet. Das Portal informiert über alternative Qualifizierungswege in und außerhalb der Hochschulen. Interessierte finden über die interaktive Landkarte des Portals Anlauf- und Beratungsstellen vor Ort.
Eine qualitativ gute Beratung macht es erforderlich, die individuelle Situation der Ratsuchenden in den Blick zu nehmen und geeignete Lösungswege sowie weiterführende Anlaufstellen zu benennen. Insbesondere Beratungsangebote, die mit Netzwerkpartnern arbeiten, sind zielführend. Zum Aufbau und Weiterentwicklung von kooperativen Beratungsangeboten an Hochschulstandorten der Länder fördert das BMBF aktuell drei Leuchtturmprojekte. Sie sind teilweise länderübergreifend und aktiv in den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen, wie beispielsweise das Projekt Queraufstieg. In den Jahren 2015 bis 2020 wurden bereits Leuchtturmprojekte in Hessen, Hamburg, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Sachsen gefördert.
Neben der Beratung über die berufliche Bildung ist es auch wichtig, Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher über die Potenziale einer Ausbildung in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zu informieren sowie bei Interesse zusammenzuführen. Mit regionalen Projekten, die das BMBF im Rahmen seines Programms JOBSTARTER plus förderte, wurden in den Jahren 2015 bis 2020 Studienabbrecherinnen und -abbrecher sowie Betriebe beraten und so die Entstehung von Ausbildungsverhältnissen unterstützt.
Flankierend wurde in der BMBF-Initiative auch die mangelnde Datenlage zu dieser besonderen Zielgruppe in den Fokus genommen. Daher hat das BMBF das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) eine Forschungsstudie durchführen lassen mit dem Ziel, Informationen zur Attraktivität der beruflichen Bildung unter Studienabbrecherinnen und Studienabbrechern, zu deren Übergangswegen in eine berufliche Bildung sowie zu den Faktoren für einen gelingenden Übergang zu gewinnen. Die Studie „Die Attraktivität der beruflichen Bildung bei Studienabbrecherinnen und Studienabbrechern“ basiert auf den Ergebnissen einer zweiten Befragung von Exmatrikulierten des Sommersemesters 2014 zweieinhalb Jahre nach Exmatrikulation und liefert Erkenntnisse über den Prozess der beruflichen und bildungsbezogenen Neuorientierung von Studienabbrecherinnen und Studienabbrechern.