Gute Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft – Auf dem Weg zu einer Reform des WissZeitVG : Datum: , Thema: Konferenz
Wie können verlässlichere Perspektiven für wissenschaftliche Karrieren geschaffen werden und welchen Beitrag kann das Wissenschaftszeitvertragsgesetz dazu leisten? Um diese und viele weitere Fragen zu Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft ging es am 27. Juni 2022 bei der Konferenz im BMBF (Berlin).
Gute Wissenschaft braucht gute und verlässliche Arbeitsbedingungen. Dafür setzt sich die Bundesregierung auf vielfältige Weise und mit unterschiedlichen Programmen und Initiativen ein. Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) bildet den rechtlichen Rahmen für befristete Arbeitsverträge an deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen und steht im Fokus der Diskussionen um gute Beschäftigungsbedingungen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in frühen Karrierephasen. Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz wurde evaluiert. Die Ergebnisse der Evaluation wurden Ende Mai 2022 der Öffentlichkeit präsentiert.
Diese Evaluation bildete den Ausgangspunkt der Konferenz „Gute Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft- Auf dem Weg zu einer Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes“. Denn die Ergebnisse haben gezeigt, dass es noch immer zu viele befristete Verträge und zu viele Kurzbefristungen in der Wissenschaft gibt.
Vielfältige Anforderungen, Interessen und Bedürfnisse stehen in einem Spannungsverhältnis: Wie können verlässlichere Perspektiven und mehr Planbarkeit der Karriere, insbesondere in der Postdoc-Phase, geschaffen werden? Wie steht es um alternative Karrierewege jenseits der Professur? Wie gewährleistet man nachrückenden Generationen die Chancen auf eine wissenschaftliche Qualifizierung? Wie können die besten Köpfe aus dem In- und Ausland für die Wissenschaft gewonnen und gehalten werden? Wie bleibt die Leistungsfähigkeit des Wissenschaftssystems und die Handlungsfähigkeit der Hochschulen und Forschungseinrichtungen erhalten und kann gestärkt werden? Welchen Beitrag kann das Wissenschaftszeitvertragsgesetz als Befristungsrecht in der Wissenschaft leisten?
Diese und weitere Fragen wurden am 27. Juni 2022 gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Beschäftigten, der Hochschulen und Forschungsorganisationen, der Länder, der Gewerkschaften sowie mit den Evaluatoren des Gesetzes diskutiert. Zudem konnten Interessierte sowohl vor Ort als auch per Livestream an der Konferenz teilnehmen und Fragen zur Diskussion einbringen.
Das Programm im Überblick
11:00 Uhr: Begrüßung
Dr. Jan-Martin Wiarda, Bildungs- und Wissenschaftsjournalist
11:10-11:30 Uhr: Eröffnung
Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung
11:30-11:50 Uhr: Präsentation der Evaluation des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes
Dr. Jörn Sommer, InterVal GmbH und Dr. Georg Jongmanns, HIS-Institut für Hochschulentwicklung e. V., Evaluatoren des WissZeitVG
11:50-12:45 Uhr: Diskussionspanel: Arbeiten in der Wissenschaft - Balanceakt zwischen Flexibilität und Sicherheit
Dr. Sebastian Kubon, Wissenschaftlicher Mitarbeiter Universität Hamburg, Mitinitiator #IchBinHanna
Prof. Dr. Anja Steinbeck, Rektorin Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Sprecherin Mitgliedergruppe Universitäten in der Hochschulrektorenkonferenz
PD Dr. Ariane Leendertz, Mitarbeiterin Historische Kommission München, davor Arbeitsgruppenleiterin Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung Köln
Elisabeth Ewen, Direktorin „Personal und Unternehmenskultur“ und designierte Vorständin „Personal, Unternehmenskultur und Recht“ der Fraunhofer-Gesellschaft e.V.
12:45-13:30 Uhr: Mittagspause
13:30-14:30 Uhr: Diskussionspanel: Wie sehen die Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft von morgen aus?
Dr. Manja Schüle, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur Brandenburg
Katharina Fegebank, Zweite Bürgermeisterin sowie Senatorin für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke Hamburg
Prof. Dr. Uwe Cantner, Universitätsverband zur Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland, UniWiND
Dr. Mathias Kuhnt, Netzwerk für Gute Arbeit in der Wissenschaft
14:30-15:30 Uhr: Diskussionspanel: Gibt es einen Reformbedarf des WissZeitVG?
Dr. Jens Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung
Markus Blume, Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Bayern
Prof. Dr. Peter-André Alt, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz
Dr. Andreas Keller, Stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
Prof. Dr. Doris Segets, Junge Akademie
15:30 Uhr: Abschluss
Dr. Jan-Martin Wiarda, Bildungs- und Wissenschaftsjournalist
Wie geht es nun weiter?
In der Konferenz am 27. Juni 2022 wurden dank der zahlreichen Beiträge der Teilnehmenden die unterschiedlichen Facetten des Themas sichtbar. Eines eint dabei alle: Das Ziel, ein attraktives Wissenschaftssystem zu schaffen, in dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gern arbeiten. Dabei sind zugleich die Besonderheiten des Wissenschaftsbetriebes im Auge zu behalten.
In der Debatte um die Reform des WissZeitVG sind unter anderem drei Fragestellungen besonders in den Blick zu nehmen:
Erstens die Höchstbefristungsgrenze in der Postdoc-Phase, um eine frühere Entscheidung über eine wissenschaftliche Karriere und damit mehr Planbarkeit und Transparenz zu ermöglichen. Zweitens das Verhältnis von Qualifizierungs- und Drittmittelbefristung. Denn wer sich wissenschaftlich qualifiziert, sollte dies grundsätzlich auch als Grundlage für die Befristung in seinem bzw. ihrem Vertrag stehen haben. Drittens die Frage von (Mindest-)Vertragslaufzeiten für Erstverträge, denn wer eine Promotion anstrebt, braucht dafür einen Vertrag mit einer realistischen Laufzeit.
Über diese und weitere Punkte will das BMBF mit den relevanten Stakeholdern im nächsten Schritt diskutieren, um auf dieser Grundlage einen Referentenentwurf für eine Reform des WissZeitVG vorzubereiten. Die Stakeholdergespräche sind für den Sommer/ Herbst 2022 geplant, sodass mit einem Referentenentwurf im Winter/Frühjahr 2023 gerechnet werden kann.