Bundesforschungsminister Cem Özdemir hat heute die Ergebnisse der zweiten vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Auftrag gegebenen Schnellbefragung zu Antisemitismus an Hochschulen vorgestellt. Erstmals wurden neben den Studierenden auch Hochschulleitungen befragt.
Bundesminister Cem Özdemir erklärt:
„Mehr denn je müssen wir dem Antisemitismus entschieden und kompromisslos entgegentreten. Aus der Vergangenheit erwächst die Verantwortung, wehrhaft zu sein. Die Bekämpfung des Antisemitismus ist und bleibt eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, auch an den Hochschulen. Die heute veröffentlichte Studie zeigt: Antisemitische Einstellungen haben sich unter Studierenden zwar nicht verstärkt und sind nach wie vor geringer ausgeprägt, als in der Gesamtbevölkerung. Sie sind aber weiterhin vorhanden und bleiben ein Problem. Gerade auch an unseren Hochschulen muss klar sein: Antisemitismus und Israelfeindlichkeit dürfen hier nicht toleriert werden. Jüdische Studierende und Lehrende müssen sich jederzeit an allen unseren Hochschulen sicher fühlen. Diese Selbstverständlichkeit ist ein bleibender Auftrag.
Die gute Nachricht ist, dass die Mehrheit der Hochschulen Anlaufstellen zur Bekämpfung von Antisemitismus eingerichtet hat. Das begrüße ich sehr. Viele Hochschulen sind bereits sehr engagiert im Kampf gegen Antisemitismus. Ich rufe die Hochschulen auf, hier nicht nachzulassen und ihre erfolgreichen Maßnahmen zur Bekämpfung gegen Antisemitismus auszubauen und unter den Hochschulangehörigen bekannt zu machen.“
HRK-Vizepräsident Prof. Dr. Georg Krausch erklärt:
„An den Hochschulen ist kein Platz für Antisemitismus. Genau das machen sie und die Hochschulrektorenkonferenz immer wieder deutlich und handeln entsprechend. Im Rahmen ihrer Autonomie ergreifen die Hochschulen vielfältige Maßnahmen, um aktiv gegen auftretenden Antisemitismus und Israelhass vorzugehen – nicht nur reaktiv, sondern auch präventiv.
Und das durchaus mit Erfolg. Die Ergebnisse der Schnellbefragung helfen uns, noch zielgenauer zu wirken. Wir stehen dafür ein, dass sich jüdische Studierende und Mitarbeitende auf jedem Campus sicher fühlen. Bekenntnisse allein werden die heute vorgestellten Zahlen und die dahinterliegende Geisteshaltung nicht verändern. Grenzüberschreitungen müssen klar benannt und nachverfolgt werden. Dauerhaft sind aber vor alle die Aufklärung durch Forschung, antisemitismuskritische Bildung und die Weitervermittlung von Diskursstandards die Mittel der Wahl.“
Im März 2024 wurden die Ergebnisse der ersten BMBF-geförderten Schnellbefragung zu Antisemitismus an Hochschulen veröffentlicht. Angesichts der Berichte zu antisemitischen Vorfällen an Hochschulen haben Professor Thomas Hinz und sein Team von der Universität Konstanz im Auftrag des BMBF im Dezember 2024 zum zweiten Mal Studierende deutscher Hochschulen zu ihren Einstellungen und Erfahrungen hinsichtlich Antisemitismus befragt. Zudem wurden im Rahmen einer von der HRK unterstützen Befragung von Hochschulleitungen erstmals Daten zu antisemitischen Vorfällen und Maßnahmen zur Bekämpfung von Antisemitismus an Hochschulen erhoben.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass antisemitische Einstellungen unter Studierenden unverändert sind. Etwa sechs bis sieben Prozent der Studierenden haben antisemitische Einstellungen, Antisemitismus ist damit unter Studierenden geringer ausgeprägt als in der Gesamtbevölkerung. Etwa 40 Prozent der Hochschulen berichten von antisemitischen Vorfällen. Die große Mehrheit der Hochschulen hat Anlaufstellen zur Bekämpfung von Antisemitismus eingerichtet, zwei Drittel organisierten Informationsveranstaltungen, Diskussionsrunden oder Ausstellungen zum Thema Antisemitismus. Unter den Studierenden ist die Bekanntheit der Maßnahmen allerdings eher gering ausgeprägt.