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„Wir bringen Wissenschaft und polizeiliche Praxis zusammen“ : Datum: , Thema: Sicherheitsforschung

Terrorismus, Extremismus, Cyber-Kriminalität: Die Polizei steht vor Herausforderungen, auf die sie in Aus- und Fortbildung reagieren muss. Wie sie das tut, erklärt Hans-Jürgen Lange, Präsident der Deutschen Hochschule der Polizei, im Interview.

Polizei
Polizisten werden beschimpft, bespuckt, geschlagen – und stehen ebenso wie die gesamte Gesellschaft vor vielen Herausforderungen. © Adobe Stock / Daniel Etzold

bmbf.de: Herr Lange, Forschung und Polizei – passt das zusammen?

Hans-Jürgen Lange: Ja, sicher! Wie die ganze Gesellschaft steht auch die Polizei vor vielen Herausforderungen, für die wohl niemand ein Patentrezept hat. Terroristische Bedrohungslagen, extremistische Bestrebungen in sozialen Netzwerken, Migration und Diversität: Hier gibt es viele Fragen zu erforschen und zu diskutieren. Die Deutsche Hochschule der Polizei (DHPol) ist dafür der richtige Ort.

Warum?

Durch die Forschungstätigkeit unserer Hochschullehrer besteht ein kurzer Weg von der Forschung in die Lehre. Wir bringen Wissenschaft und polizeiliche Praxis ganz konkret zusammen und zeigen, dass beides sich gut ergänzt, um innovative Erkenntnisse zu generieren. Das passt zum Profil unserer Hochschule!

Können Sie ein Beispiel für Ihre Forschung nennen?

Durch den digitalen Wandel ist polizeiliche Arbeit in den vergangenen Jahren komplexer und teils auch komplizierter geworden. Denken Sie nur an die sozialen Medien: Hier sind ganz neue Deliktfelder entstanden, die neue Ermittlungsmaßnahmen und -verfahren erfordern. Im Projekt X-Sonar, das vom Bundesforschungsministerium gefördert wird, geht es darum, radikale Tendenzen in sozialen Netzwerken, Blogs und Foren frühzeitig zu erkennen.

…und wie geht das?

Ein wichtiges Element dabei ist die Texterkennung: Welche Emotionen oder Schlagwörter häufen sich bei Radikalisierungsprozessen? Bei welchen Ereignissen treten diese vermehrt auf? All das soll eine Software erkennen, die unsere Forschenden im Verbund mit anderen Wissenschaftlern entwickeln und erproben. Ziel ist es, Sicherheits- und Ermittlungsbehörden bei der Prävention und Bekämpfung von Extremismus zu unterstützen.

Extremismus ist nur eines von vielen Problemen. Polizisten werden beschimpft, bespuckt, geschlagen: Wie gehen Sie damit um?

Die abnehmende öffentliche Wertschätzung betrifft nicht allein die Polizei. Auch andere Repräsentanten der Sicherheitsbehörden und sogar des öffentlichen Gesundheitswesens, z. B. Rettungs- und Pflegekräfte, sehen sich verstärkt verbalen und körperlichen Anfeindungen ausgesetzt. Für die Deutsche Hochschule der Polizei ist es daher wichtig, in Studium und Fortbildung darauf vorzubereiten und Menschen in Uniform so zu qualifizieren, dass sie ihre Rolle in einem demokratischen Rechtsstaat verantwortlich wahrnehmen und sich selbst angemessen schützen können.

Wie bereitet die DHPol Polizeikräfte auf die sich immer schneller verändernden Anforderungen dieses Berufs vor?

Die große Herausforderung besteht darin, in Studium und Fortbildung für neue Themen offen zu bleiben und zugleich eine solide fachliche und methodische Basis zu schaffen. Aus meiner Sicht hat die Polizei mit ihrem differenzierten Bildungssystem gute Chancen, durch einen komplementären Ansatz von Studium und Fortbildung innovative Angebote zu entwickeln, um aktuellen und zukünftigen Herausforderungen ihres Berufs gerecht zu werden und ein hohes Maß an Berufszufriedenheit zu erhalten.

Was wollen Sie in Ihrer zweiten Amtszeit als Präsident der DHPol an der Hochschule noch besser machen, damit Sie neuen Herausforderungen begegnen können?

Mir ist es besonders wichtig, den eingeschlagenen Weg der Weiterentwicklung der DHPol auf allen Ebenen wie Studium, Forschung, Fortbildung und Internationalisierung, aber auch hinsichtlich Infrastruktur und Organisation konsequent weiter zu gehen. Zudem wünsche ich mir, die Studierenden an der Forschung aktiv zu beteiligen, damit sie auch in der späteren Führungsrolle Nutzen und Reichweite von Forschung berücksichtigen können, um Zukunftsaufgaben zu bewältigen.

Herr Lange, wir danken Ihnen für das Gespräch.