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In ihrer Zukunftsstrategie Forschung und Innovation hat die Bundesregierung festgehalten, dass sie die Züchtung von klimaangepassten und robusten Pflanzensorten unterstützen und fördern will. Im Sinne auch der künftigen Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Europa im internationalen Vergleich sind die Rahmenbedingungen fortlaufend zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.
Mit den Fördermaßnahmen Pflanzenzüchtungsforschung für die Bioökonomie (seit 2022) sowie Moderne Züchtungsforschung für klima- und standortangepasste Nutzpflanzen von morgen (2024 bis 2028) strebt das BMBF sowohl die Schaffung einer pflanzenbasierten Basis für eine nachhaltige Ernährungssicherung als auch die Bereitstellung hochwertiger Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen an. Insbesondere sollen die Grundlagen für die Züchtung innovativer, zulassungsfähiger Nutzpflanzensorten geschaffen werden, die eine verlässliche, klimarobuste Versorgung mit hochwertigen, gesunden und sicheren Nahrungsmitteln auch zukünftig gewährleisten können und hierbei den Folgen des fortschreitenden Klimawandels nachhaltig begegnen können.
Häufig gestellte Fragen – FAQ
Was sind Neue Züchtungstechniken und wie funktionieren sie?
Unter den sogenannten neuen Züchtungstechniken versteht man die Anwendung von Methoden der Genom-Editierung bei Pflanzen. Mit diesen Methoden kann die DNA, also das Erbgut, an einer bestimmten Stelle (der Zielsequenz) zunächst geschnitten und anschließend repariert werden, um eine gewünschte Mutation zu erzielen.
Im Fall von CRISPR/Cas9 führt ein Stück RNA, die sogenannte Guide-RNA, das „Schneide“-Enzym (das Cas9-Protein) an eine Zielsequenz in der DNA und das „Schneide“-Enzym durchtrennt den DNA-Strang an dieser Stelle. Pflanzeneigene Enzyme reparieren anschließend den Schnitt wieder, wodurch eine Mutation entsteht und damit das entsprechende Gen verändert oder inaktiviert wird. Damit können also gezielt Orte im Genom verändert werden, ohne dabei Fremdgene aus anderen Arten zu übertragen. Neben dem veränderten Merkmal bleiben die ursprünglichen Eigenschaften der Pflanze dabei erhalten. Neben der direkten Veränderung von Genen erlauben die Neuen Züchtungstechniken es auch, Gene gezielt aus oder anzuschalten. Daneben besteht, wie bei der klassischen Gentechnik, die Möglichkeit, dass eine definierte DNA-Sequenz (Fremdgene) eingeführt wird.
Neben CRISPR/Cas9 gehören weitere Werkzeuge zu den Neuen Züchtungstechniken, wie die TALEN-Technologie oder die Nutzung von Zinkfinger-Nukleasen.
Wie unterscheiden sich Neue Züchtungstechniken von traditioneller Züchtung?
Die Pflanzenzüchtung beruht auf der Erzeugung von genetischer Variation und der Auswahl derjenigen Pflanzen, die im Hinblick auf ein bestimmtes Merkmal (zum Beispiel Ertrag, Widerstandsfähigkeit gegen Dürre) gewünscht Eigenschaften zeigen. Für die Erzeugung von genetischer Variation setzt die traditionelle Pflanzenzüchtung auf natürliche Mutationen sowie auf den Einsatz hochenergetischer Strahlung (gegebenenfalls Radioaktivität) und Chemikalien (Mutationszüchtung), um Mutationen in der gesamten Pflanze zu erzeugen. Dies geschieht zufällig und somit ungerichtet an zahlreichen Stellen im Genom.
Mit den Neuen Züchtungstechniken können die Mutationen gezielt an spezifischen und vorher ausgewählten Positionen beziehungsweise Genen und Allelen im Genom einer Pflanze erzeugt werden.
Was bringen Neue Züchtungstechniken?
Neue Züchtungstechniken sind neben der traditionellen Züchtung ein zusätzlicher Weg, um unsere Nutzpflanzen besser an ihre Standorte anzupassen. Das geschieht auch mit Blick auf die Herausforderungen der Zukunft, wie zum Beispiel den Klimawandel. Sie können dazu beitragen, auf einer kleineren Fläche mehr Pflanzenproduktion zu erreichen und damit unsere Ernährung zu sichern und auch der Umwelt und Biodiversität mehr Raum zu geben.
Warum sind Neue Züchtungstechniken in Deutschland noch nicht in der breiten Anwendung?
Zur Nutzung von Pflanzen oder Produkten, die mittels der Neuen Züchtungstechniken erzeugt wurden, gibt es innerhalb der EU - aber auch in Deutschland verschiedene Einschätzungen und Perspektiven. Eine fundierte wissenschaftliche Bewertung der Chancen und Risiken, eine sichere wissenschaftsbasierte und praktikable Regulierung und sachgerechte und umfassende Informationen über NZT sind wichtig, um einen sinnvollen Umgang mit dieser neuen Technologie zu finden.
Die bestehenden Divergenzen spiegeln sich auch in der aktuellen Diskussion zum Vorschlag der EU-Kommission (New techniques in biotechnology - European Commission) wider, die Regelungen für neue genomische Technologien zu ändern. Die Beratungen der Bundesregierung haben bestätigt, dass zu einzelnen Regelungsinhalten unterschiedliche Auffassungen bestehen. Darüber hinaus sind zum Vorschlag der EU-Kommission noch wichtige Fragen offen, die einer weiteren Klärung bedürfen. Der Umgang mit NGT sollte aus Sicht der Bundesregierung wissenschaftsbasiert und im Einklang mit den Vorsorgeprinzipien erfolgen.