Nachhaltigkeit in der Wissenschaft

Wissenschaftssystem

Hochschulen und Forschungseinrichtungen als Orte der Forschung, der Lehre und als Arbeitgeber wirken als Impulsgeber für eine nachhaltige Entwicklung in der Gesellschaft.

Chancen

  • Das BMBF schafft mit seiner Förderung Innovationen, die Hochschulen und Forschungseinrichtungen helfen, klimaneutral und nachhaltig zu handeln. In Forschungsprojekten entstehen Lösungen mit hohem Transferpotential innerhalb und außerhalb der Wissenschaft.
  • Wir unterstützen Hochschulen darin, als Innovations- und Reallabore zu einem Motor für die nachhaltige Entwicklung ihrer Stadt und Region zu werden. Wissen, Ideen und Lösungsansätze aus den Hochschulen wirken so unmittelbar auch für die Menschen vor Ort.
  • Wir fördern junge Talente in der transdisziplinären Nachhaltigkeitsforschung und ermöglichen ihnen erfolgreiche Karrierewege an der Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis.
  • Studierende sind Entscheidungsträgerinnen und -träger von morgen. Wir bieten ihnen die Chance, in spannenden Projekten vor Ort relevante Nachhaltigkeitskompetenzen zu erlernen. Sie erhalten so das Handwerkszeug zukünftig aktiv eine nachhaltige Entwicklung voranzubringen.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert eine Innovationskultur für Nachhaltigkeit. Uns ist wichtig, dass Nachhaltigkeit vor allem auch dort gelebt und verankert wird, wo Ideen für Wirtschaft und Gesellschaft entstehen – an unseren Hochschulen und Forschungseinrichtungen.

Mit der Initiative Nachhaltigkeit in der Wissenschaft unterstützt das BMBF die Transformation von Hochschulen und Forschungseinrichtungen zu mehr Nachhaltigkeit:

  • Mit innovativen Forschungs- und Best-Practice-Projekten ermöglichen wir etwa, dass Studierende unmittelbar daran mitwirken, ihre Hochschulen klimaneutral zu machen. Die Erfahrung und das Wissen nehmen junge Menschen mit für ihren weiteren beruflichen und privaten Lebensweg.
  • Mitarbeitende aus Hochschulforschung und -verwaltung entwickeln und erproben gemeinsam neue Ansätze beispielsweise für ein emissionsarmes Mobilitätsmanagement, ressourcenschonende Beschaffung und kreislauforientierte Entsorgung. Durch die Einbindung regionaler Verkehrsbetriebe, Produzenten, Lieferanten und Entsorger in die Hochschulprojekte profitieren hiervon direkt auch die Hochschulstädte und -regionen.
  • Forschende arbeiten beispielsweise daran, transdisziplinäre und partizipative Ansätze für die Breite der Wissenschaftsdisziplinen nutzbar zu machen, um die Wirkung von Nachhaltigkeitsforschung für die Gesellschaft zu erhöhen und die Umsetzung innovativer Lösungen zu beschleunigen.

Mit der Initiative Nachhaltigkeit in der Wissenschaft fördert das BMBF nicht graue Theorie, sondern schafft Innovations- und Experimentierräume, in denen die relevanten Akteure einer Wissenschaftsregion zum gemeinsamen Nutzen sehr konkrete und bedarfsgerechte Lösungen schaffen – aktuell mit Projekten an mehr als 35 Hochschulen und weiteren außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Das BMBF beabsichtigt hiermit auch, wichtige Aktivitäten im Wissenschaftssystem wie zum Beispiel die Initiative der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für mehr Nachhaltigkeit im Forschungsprozess zu flankieren.

Die BMBF-Initiative Nachhaltigkeit in der Wissenschaft ist Teil der BMBF-Strategie Forschung für Nachhaltigkeit (FONA).

Transdisziplinär forschen

Start

Das BMBF möchte, dass Forschung wirkt und wissenschaftliche Erkenntnisse unser Leben direkt verbessern. Deshalb stärken wir transdisziplinäre Forschungsansätze in der Wissenschaft. In der transdisziplinären Forschung arbeiten Forschende eng mit nicht wissenschaftlichen Partnerinnen und Partnern – darunter Unternehmen, Kommunen, Behörden und insbesondere auch Bürgerinnen und Bürgern (siehe auch Beteiligung der Gesellschaft) sowie die organisierte Zivilgesellschaft – zusammen, um Forschungsfragen problemadäquat zu formulieren, das geeignete Projektdesign festzulegen und gemeinsam praxistaugliche Lösungswege zu erarbeiten. Ziel ist es, das Alltags- und Praxiswissen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und Fragestellungen zu verbinden, um die praktische Anwendbarkeit und Wirksamkeit von Innovationen aus der Forschung zu erhöhen und die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft zu beschleunigen. Zu den bewährten Ansätzen zählt etwa der Einsatz von Reallaboren, in denen Akteurinnen und Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam neue Ideen unter Wirklichkeitsbedingungen erforschen und testen und so zukunftsfähige Lösungen entwickeln.

Studentisches Engagement für Nachhaltigkeit

Das Wandercoaching ist ein Programm von Studierenden für Studierende, die sich für Nachhaltigkeit an ihrer Hochschule einsetzen. netzwerk n e.V. hat diese kostenlose Weiterbildung für studentische Initiativen im Projekt Zukunftsfähige Hochschulen entwickelt.

Siehe: Angebote Wandercoaching (netzwerk-n.org)

100 + Mehr als 100 Botschafter·innen für Nachhaltigkeit an Hochschulen geschult.

Drei konkrete Beispiele

Unsere Initiative setzt neue Impulse in Hochschulen und fördert Innovationen im Wissenschaftssystem. 

Ein Beispiel ist das Projekt Senatra. Unter dem Motto Lernen durch Engagement für Nachhaltigkeit! entwickeln Studierende in sogenannten Service Learning-Modulen gemeinsam mit regionalen Vereinen, Unternehmen oder kommunalen Verwaltungen wichtige Kompetenzen, um Prozesse in Richtung Nachhaltigkeit zu gestalten. Beispielsweise wirken Studierende daran mit, Schulwege in Gemeinden möglichst nachhaltig und sicher zu konzipieren. Ein Win-Win-Projekt für alle: Eltern, Kinder, die Kommune und die Studierenden. Die Erkenntnisse fließen zurück ins Studium und die Weiterentwicklung der Lehrmodule.

Reisen zu Konferenzen und für Feldforschung an Standorten auf der ganzen Welt ist essentiell für eine innovative Wissenschaft. Dabei entstehen aber viele schädliche Treibhausgasemissionen. Im Projekt REKLINEU arbeiten drei Hochschulen daran, dass ihre Mitarbeitenden mithilfe regionaler Kompensationsmaßnahmen klimaneutral weltweit unterwegs sein können. Da die Kompensationsmaßnahmen in den jeweiligen Hochschulregionen erfolgen, entstehen zugleich neue Einkommensoptionen für Personen in der Land- und Forstwirtschaft im Stadtumland. Darüber hinaus wird die regionale Umwelt- und Lebensqualität erhöht und lokale Resilienz gestärkt.

Im Projekt DiNaMo erforschen drei Hochschulen und ein Forschungsinstitut gemeinsam mit der Stadt und der Region Hannover, mit welchen Angeboten die Mobilität rund um den Campus und in der Region möglichst attraktiv und nachhaltig weiterentwickelt werden kann. Ein Schwerpunkt sind digitale Anwendungen. Sie sollen zum Beispiel helfen, die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs, von Sharing-Angeboten, Fahrgemeinschaften oder des Fahrrads besser zu kombinieren. Das Ziel ist ein verbessertes Mobilitätsangebot für alle, das zugleich klimafreundlich ist sowie Lärmbelastungen und Emissionen spürbar reduziert.

Unsere Initiative Nachhaltigkeit in der Wissenschaft

Wir wollen mit der Initiative Nachhaltigkeit in der Wissenschaft eine nachhaltige Entwicklung (Transformation) auf verschiedenen Ebenen ermöglichen und unterstützen. Hier setzen wir an: 

  • Wir wollen Nachhaltigkeit in Wissenschaftseinrichtungen verankern, das heißt Konzepte und Instrumente entwickeln, erproben und optimieren, die mehr Nachhaltigkeit in der Forschung und Lehre und im Betrieb der Hochschule oder Forschungseinrichtung ermöglichen.
  • Nachhaltigkeit in der Wissenschaft soll selbstverständlich werden. Ziel ist es, dass unsere Forschungsergebnisse und das Wissen möglichst breit – auch an anderer Stelle – in der Praxis angewendet wird (Transfer) – an vielen Orten im täglichen Wissenschaftsbetrieb.
  • Wir wollen Vernetzung und Transfer stärken: Wir bringen mit der Initiative verschiedene Akteursgruppen, wie zum Beispiel Forschung, Politik und Verwaltung zusammen.
  • Wir wollen junge Talente in der Forschung für Nachhaltigkeit fördern!

Konkrete Ergebnisse aus Projekten – für mehr Nachhaltigkeit in der Wissenschaft

  • Das BMBF hat eine Partnerschaft mit der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) geschlossen. Gemeinsam wollen wir unter anderem ein Nachhaltigkeitsaudit für Hochschulen auf den Weg bringen. Dieses soll leicht anwendbar sein und Hochschulen unterstützen, ihre Nachhaltigkeitsstrategien zielorientiert weiterzuentwickeln und besonders wirksame Maßnahmen ergreifen zu können.
  • Die 2023 gegründete Gesellschaft für transdisziplinäre und partizipative Forschung – entstanden aus der BMBF-geförderten Plattform td-Academy – ermöglicht allen im Wissenschaftssystem, erfolgreich transdisziplinäre Methoden zu verwenden, um Forschung lösungsorientiert, praxis- und bürgernah umzusetzen.
  • Bisher wurden rund 260 junge Talente in transdisziplinären Nachwuchsforschungsgruppen weitergebildet. Über die Hälfte der an den Gruppen beteiligten Postdoktorandinnen und Postdoktoranden trägt über eine Junior- oder Hochschulprofessur zur nachhaltigen Weiterentwicklung des Wissenschaftssystems bei.
  • Mit dem Leitfaden Nachhaltigkeitsmanagement für außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, (entwickelt im Projekt LeNa), wurde ein wichtiger Standard für die Entwicklung der Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsstrategien von Forschungsinstituten und -zentren geschaffen.
  • Die aus dem Projekt HOCH N hervorgegangene Gesellschaft für Nachhaltigkeit an Hochschulen e.V. vernetzt relevante Akteure und fördert den Transfer von guten Lösungen zwischen Hochschulen, um Nachhaltigkeit in die Breite der  Hochschullandschaft zu tragen.
  • Mit dem HOCH N WIKI steht allen Hochschulen eine viel genutzte Informationsplattform für die Umsetzung von Nachhaltigkeitsaktivitäten zur Verfügung.
  • Mit dem Wandercoaching-Programm, entwickelt im BMBF-geförderten Projekt ZukHS von netzwerk n e.V., wurden schon mehr als 100 studentische Botschafterinnen und Botschafter für Nachhaltigkeit geschult.
  • Im Projekt EmpowerESD arbeiten netzwerk n e.V. und Hochschulrektorenkonferenz gemeinsam an der Weiterentwicklung und Verstetigung des Wandercoaching-Programms mit dem Ziel, Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) an den Hochschulen weiter zu stärken.

Transformationspfade für nachhaltige Hochschulen

Forschungsprojekte mit 35 Hochschulen entwickeln und erproben Wege zu mehr Nachhaltigkeit – für klimaneutrale Hochschulen, für die Entwicklung einer Kultur der Nachhaltigkeit an Hochschulen oder für die Verankerung von Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Siehe: Fördermaßnahmen Transformationspfade für nachhaltige Hochschulen (fona.de)

35 Hochschulen auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit

Weichen stellen für die Forschung von morgen

Regelmäßig lädt das BMBF zum Symposium Nachhaltigkeit in der Wissenschaft ein. Es gehört zu einem der wichtigsten Treffpunkte für Nachhaltigkeitsakteure an Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Ziel ist es, Expertinnen und Experten, engagierte und interessierte Menschen zusammenzubringen, die Community der Change Agents stetig zu vergrößern und den Transfer erfolgreicher Lösungen in der gesamten Hochschul- und Wissenschaftslandschaft zu unterstützen. 

Weitere Informationen zum Symposium 2023 finden Sie hier.

Redaktionsschluss dieses Textes: 01.11.2024