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Leaky Pipeline in der Wissenschaft: Wir müssen die Schere weiter schließen
Frauen in Deutschland sind heute so hervorragend ausgebildet wie noch nie. An den Hochschulen nimmt der Anteil an Frauen allerdings nach wie vor ab, je höher es die akademische Karriereleiter hinaufgeht – man spricht hier auch von einer sogenannten Leaky Pipeline:
Quelle: Frauenanteile nach akademischer Laufbahn – Statistisches Bundesamt (destatis.de)
Überwiegt jeweils bei Abitur und Studienbeginn der Anteil der jungen Frauen leicht, so liegt ihr Anteil bei Promovierenden bei 46 Prozent und bei Habilitierenden sogar bei nur 37 Prozent. In der Professorenschaft sinkt der Frauenanteil dann weiter auf aktuell 28 Prozent. Damit geht dem Wissenschaftssystem viel Potential verloren.
Ziel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) ist es, dazu beizutragen, der Leaky Pipeline in Wissenschaft und Forschung entschieden entgegenzuwirken und die Schere weiter in Richtung Parität zu schließen. Was wir brauchen, ist eine geschlechtergerechte und gleichstellungsfördernde Hochschulkultur.
Das Professorinnenprogramm von Bund und Ländern
Das Professorinnenprogramm ist das zentrale Instrument von Bund und Ländern, um die Gleichstellung von Frauen und Männern in Hochschulen zu fördern.
Das Programm wirkt auf zwei Ebenen: Es erhöht die Anzahl der Professorinnen in Deutschland und stärkt durch spezifische Maßnahmen die Gleichstellungsstrukturen an Hochschulen. Anfang 2023 startete das Professorinnenprogramm 2030 die vierte Programmphase, mit einer Laufzeit von acht Jahren bis 2030 und insgesamt 320 Millionen Euro Fördervolumen, auf Basis einer neuen Bund-Länder-Vereinbarung.
Auch mit dem Programm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses (Tenure-Track-Programm) haben sich Bund und Länder das Ziel gesetzt, die Chancengerechtigkeit und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern. Der Frauenanteil an den Besetzungen ist Bestandteil des begleitenden Monitorings.
2011 verabschiedete die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) zudem das sogenannte Kaskadenmodell. Danach soll der Frauenanteil jeder wissenschaftlichen Karrierestufe mindestens so hoch sein, wie derjenige der direkt darunterliegenden Qualifizierungsstufe. Das Kaskadenmodell berücksichtigt so die spezifischen Gegebenheiten jedes Fachs und ermöglicht damit angemessene Zielvorgaben. Die außerhochschulischen Forschungsorganisationen haben sich im Rahmen des Paktes für Forschung und Innovation (PFI) zur Umsetzung des Kaskadenmodells mit ambitionierten Zielvorgaben verpflichtet und dazu unterschiedliche Einzelmaßnahmen aufgelegt.
Vielfalt in Wissenschaft und Forschung
Neben Gleichstellung spielt auch das Thema Vielfalt in Wissenschaft und Forschung eine bedeutende Rolle. Wertschätzung von Vielfalt und Abbau von Diskriminierung sind Voraussetzungen für die internationale Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Forschungsstandorts. Eine diverse und repräsentative Wissenschaftslandschaft auf allen Ebenen ermöglicht qualitativ bessere Forschungsergebnisse. Die Berücksichtigung von Vielfältigkeitsdimensionen in der Forschung von Beginn an führt zudem zur Vermeidung weißer Flecken.
Vielfalt in ihren unterschiedlichen Dimensionen bereichert Wissenschaft und Forschung somit durch heterogene Erfahrungen und Perspektiven (zum Beispiel soziale oder geografische Herkunft, Beeinträchtigungen, sexuelle Orientierung). Das ist wichtig, denn für eine Vielfalt an Ideen brauchen wir die Vielfalt derer, die sie denken und entwickeln. Deswegen ist Vielfalt – genau wie Gleichstellung – ein entscheidendes Qualitätsmerkmal im Wissenschaftssystem. Aus diesem Grund hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Initiative Vielfalt an deutschen Hochschulen der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) von 2022 bis 2024 gefördert. Das ist ein wichtiger Schritt, denn bislang gab es in Deutschland keine vergleichbare Initiative.
Innovative Frauen im Fokus
Wissenschaftliche Leistungen und innovative Ideen von Frauen in der Gesellschaft sichtbarer machen: Das ist das Ziel des Förderschwerpunkts Innovative Frauen im Fokus des BMBF.
Heute wie in der Vergangenheit haben Frauen, genau wie Männer, kreative Lösungen und neue Produkte vielfältiger Art entwickelt. Dafür erhalten sie aber nach wie vor oft weniger Anerkennung als ihre männlichen Kollegen. Frauen müssen daher mit ihren wissenschaftlichen Leistungen und innovativen Ideen sichtbarer werden. Exzellente Frauen sind nicht nur für den Forschungs- und Innovationsstandort Deutschlands unverzichtbar. Als Leistungsträgerinnen wirken sie als Rollenvorbilder und als Impulsgeberinnen für junge Frauen.
Das BMBF leistet mit dem Förderschwerpunkt Innovative Frauen im Fokus einen Beitrag zu den gleichstellungspolitischen Zielen der Bundesregierung. Dazu gehört, die Chancen auf Mitwirkung von Frauen in Wissenschaft, Forschung und Innovation zu erhöhen, um eine tatsächliche Gleichstellung zu erreichen.
Förderziele:
- die Verbesserung der Chancengerechtigkeit und Teilhabebedingungen für Frauen in Wissenschaft und Forschung,
- die Erhöhung der Repräsentanz und die Stärkung der Sichtbarkeit von Frauen, ihren Leistungen und ihres Potenzials für die Innovationskultur in Deutschland,
- die Entwicklung und strukturelle Verankerung von Strategien zur Erhöhung der Sichtbarkeit von Frauen sowie
- die Stärkung der Kooperation zwischen Medienschaffenden und Wissenschaft.
In drei Förderrunden werden Forschungs- und Umsetzungsprojekte mit einer Laufzeit von bis zu drei Jahren gefördert. Die Förderung richtet sich an Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, kleine und mittlere Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft, Verbände, Stiftungen, Träger von Bildungseinrichtungen und Kulturstätten sowie andere juristische Personen des öffentlichen und privaten Rechts, die über ausgewiesene Kompetenzen in frauen- und/oder genderspezifischer Forschung und/oder in der Umsetzung von entsprechenden Maßnahmen verfügen.
Bei Fragen finden Sie Informationen zur Förderrichtlinie und Kontaktmöglichkeiten zum Thema Frauen im Fokus auf projekttraeger.dlr.de.
Weitere Informationen zur Förderrichtlinie finden Sie auch auf der Website des Metavorhabens IFiF - Innovative Frauen im Fokus.
Dokumente:
MissionMINT – Wir stärken Frauen im akademischen MINT-Bereich
Wir brauchen alle Talente, wenn wir Deutschland als Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort weiter voranbringen wollen. Das gilt insbesondere auch für die innovationstreibenden akademischen Berufe im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Frauen sind hier jedoch nach wie vor unterrepräsentiert, ihr Potential wird bisher nicht hinreichend genutzt. Die Expertise und Kreativität von Frauen muss in Forschungs- und Innovationsprozesse deutlich stärker eingebunden werden, wenn wir zukunftsfähige Lösungen in Deutschland entwickeln und im globalen Wettbewerb bestehen wollen.
Quelle: Datentool Studium auf www.kompetenzz.de
Entwicklung ist zu langsam
Der Trend geht zwar in die richtige Richtung, ist aber nach wie vor zu langsam: So ist der Frauenanteil unter den Studienanfängerinnen und Studienanfängern im ersten Fachsemester im MINT-Bereich von 31 Prozent im Jahr 2002 auf lediglich 35 Prozent im Jahr 2022 gestiegen (Quelle: Statistisches Bundesamt 2024). Besonders in Spitzenpositionen sowie bei Patentanmeldungen, die als Gradmesser für Innovation und Kreativität gelten, sind deutlich weniger Frauen als Männer vertreten. Laut dem Deutschen Patent- und Markenamt waren im Jahr 2013 in Deutschland 6 Prozent der Personen, die in veröffentlichten Patentanmeldungen im Rahmen von Erfindungen benannt wurden, weiblich. Im Jahr 2022 waren es nur wenig mehr, nämlich 7,6 Prozent (DPMA 2023).
Das BMBF engagiert sich bereits seit vielen Jahren intensiv entlang der gesamten Bildungskette, um die Repräsentanz von Frauen im MINT-Bereich weiter zu erhöhen. Die erfolgreiche Arbeit im vom BMBF initiierten Nationalen Pakt für Frauen in MINT-Berufen wird seit 2021 im MINT-Aktionsplan durch die MINT-Vernetzungsstelle MINTvernetzt fortgeführt.
Wir brauchen ein neues MINT-Narrativ
Um die Innovationskraft in Wissenschaft und Wirtschaft weiter voranzutreiben, müssen mehr Frauen für ein MINT-Studium gewonnen und langfristig im MINT-Bereich gehalten werden. Hierfür ist es wichtig, den Beitrag der MINT-Fächer und die Bedeutung weiblicher MINT-Talente zur Lösung von Zukunftsfragen stärker in der Breite der Gesellschaft sichtbar zu machen. Was wir brauchen, ist ein aktuelles und für junge Zielgruppen attraktives MINT-Narrativ und eine deutliche Entwicklung in Richtung Parität im akademischen MINT-Bereich. Hier ist die gesamte Gesellschaft gefragt.
Eine Voraussetzung für den notwendigen Wandel ist, bewusst Geschlechterklischees aufzubrechen. Mit der Förderrichtlinie MissionMINT – Frauen gestalten Zukunft unterstützt das BMBF daher junge Frauen gezielt in den wichtigen Übergangsphasen von Schule ins MINT-Studium und von Hochschule in einen MINT-Beruf. Ziel ist es,
- junge Frauen für die Möglichkeiten, die der MINT-Bereich für sie bereithält, zu begeistern,
- Vorurteile abzubauen und Möglichkeiten zu schaffen,
- sich auszuprobieren
- und Selbstwirksamkeit zu erleben.
Untersuchungen zeigen, dass die explizite Ansprache von jungen Frauen unter Einbezug von Identifikationsfiguren (Role Models) ein erfolgsversprechender Weg ist, diese für MINT-Studienfächer und -Berufe zu interessieren und zu gewinnen. In den sensiblen Phasen der aktiven Studienentscheidung sowie des Studienabschlusses und des Berufseinstiegs können junge Frauen durch Netzwerkaktivitäten, Praxis- und Vor-Ort-Angebote gut erreicht und zur Eigeninitiative motiviert werden.
Förderziele:
- zur Erhöhung des Frauenanteils in den MINT-Studiengängen beizutragen;
- die Erleichterung des akademischen Berufseinstiegs von Frauen und die Übernahme von Spitzenpositionen durch Frauen in MINT-Betrieben und -Unternehmen beziehungsweise deren Forschungsabteilungen;
- die Stärkung des Kreativpotenzials, der Erfindungskraft und des Innovationsantriebs von Frauen im MINT-Bereich.
In zwei Förderrunden werden fachlich, branchenspezifisch beziehungsweise regional orientierte Praxismaßnahmen und Forschungsvorhaben mit einer Laufzeit von in der Regel bis zu drei Jahren gefördert. Diese sollen mit innovativen Ansätzen und nachhaltigen Strategien zur Gewinnung und zum Verbleib von Frauen in innovations- und zukunftsträchtigen MINT-Fächern und akademischen MINT-Berufen beitragen. Darüber hinaus gilt es, den Berufseinstieg von MINT-Hochschulabsolventinnen zu erleichtern und die Übernahme von Spitzenpositionen durch Frauen im MINT-Unternehmen und deren Forschungsabteilungen voranzutreiben. Zudem sollen Prozess- und Organisationsinnovationen in Betrieben und Einrichtungen initiiert sowie die Eigeninitiative von Frauen in der MINT-Karriereplanung gestärkt werden.
Die Förderung richtet sich an Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, kleine und mittlere Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft, Verbände, Stiftungen, Träger von Bildungseinrichtungen sowie andere juristische Personen des öffentlichen und privaten Rechts, die über ausgewiesene Kompetenzen in genderspezifischen MINT-Kontexten beziehungsweise in der MINT-orientierten Genderforschung verfügen sowie eine entsprechende Nachhaltigkeit der Maßnahmen und den Transfer der Ergebnisse sicherstellen.
Bei Fragen finden Sie Informationen zur Förderrichtlinie und Kontaktmöglichkeiten zum Thema MissionMINT – Frauen gestalten Zukunft auf projekttraeger.dlr.de
Dokumente:
Girls'Day: Ein Tag für die Zukunft
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Auch mit dem jährlichen Aktionstag Girls'Day leistet das BMBF zusammen mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) einen wichtigen Beitrag zu einer zeitgemäßen und klischeefreien Berufs- und Studienorientierung für Schülerinnen.
Geschlechteraspekte müssen in der Forschung berücksichtigt werden
Wissenschaftliche Erkenntnisse tragen dazu bei, die Lebensqualität der Menschen zu verbessern und ihre Lebenserwartung zu erhöhen. Forschung, Entwicklung und Innovation müssen sich deshalb am Nutzen für alle Menschen orientieren – unabhängig von Geschlecht, Alter oder weiteren Vielfältigkeitsaspekten.
In der Medizin führt eine geschlechtssensible Vorgehensweise zu neuen Erkenntnissen bezogen auf die Diagnose und die Therapie des Herzinfarkts. Expertinnen und Experten der Künstlichen Intelligenz empfehlen, dass bei selbstlernenden Algorithmen wie bei Bilderkennungsprogrammen vorurteilsbezogene Verzerrungen identifiziert und die Programme so entwickelt werden sollten, dass Voreingenommenheit (Bias) und Lücken in Datensätzen und Systemen ausfindig gemacht werden. Auch in der Raumplanung und Mobilitätsforschung kommen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu der Erkenntnis, dass Städte und Infrastrukturen sicherer und mobilitätsausgewogener werden, wenn die dafür erforderlichen Untersuchungen und Planungen die Lebensverhältnisse geschlechtssensibel betrachten.
Exzellente Forschung braucht geschlechterdifferenzierte Betrachtung
Es gilt daher: Exzellente Forschung, Entwicklung und Innovation bedürfen – dort, wo es relevant ist – geschlechterdifferenzierte Betrachtungen in Bezug auf Fragestellungen, Forschungsmethoden und Analyseverfahren. Das BMBF setzt sich daher mit dem Förderschwerpunkt Geschlechteraspekte im Blick (GiB) dafür ein, die strukturelle Verankerung von Geschlechteraspekten in und für exzellente Forschung in allen Fachgebieten voranzutreiben.
Die Ziele der Förderung sind:
- die Verbesserung der Lebenssituation aller Menschen unabhängig von Geschlecht, Alter oder weiteren Vielfältigkeitsaspekten;
- die Stärkung der Exzellenz und internationalen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands in Forschung, Entwicklung und Innovation;
- die Gewinnung wissenschaftlicher Erkenntnisse über Ursachen und Mechanismen, die die Gleichstellung behindern.
Gefördert werden innovative Strukturprojekte mit Modellcharakter, die Geschlechteraspekte systematisch und dauerhaft in den Forschungsprozess integrieren – für Exzellenz in Forschung, Wissenschaft und Innovation.
Die Förderung erfolgt in zwei Phasen. Die erste Phase (Konzeptphase, bis zu sieben Monate) ist abgeschlossen und diente der Anschubfinanzierung zur Ausarbeitung eines Strukturaufbaukonzepts (GiB-Konzept). Antragsberechtigt waren Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sowie kleine und mittlere Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft (KMU), soweit sie sich forschend betätigen. Aus den eingereichten GiB-Konzepten wurden für eine weitere Förderung in der zweiten Phase, der Umsetzungsphase, zwölf Projekte ausgewählt. Diese erhalten im Zeitraum von 2024 bis 2029 eine Förderung über bis zu fünf Jahren für die Umsetzung ihrer Konzepte.
Bei Fragen finden Sie Informationen zur Förderrichtlinie und Kontaktmöglichkeiten zum Thema Geschlechteraspekte im Blick auf projekttraeger.dlr.de.
Dokumente:
Berücksichtigung von Geschlechteraspekten in der EU-Forschungsförderung
Die Gleichstellung der Geschlechter und die Berücksichtigung von Genderaspekten in der Forschung sind Prioritäten des Europäischen Forschungsraums (EFR). Entsprechend wird dieses Feld auch in Fortschrittsberichten zum Europäischen Forschungsraum berücksichtigt und mit Zahlen und Fakten aus den Mitgliedstaaten belegt.
Hauptinstrument zur Umsetzung des Europäischen Forschungsraums ist das jeweilige Rahmenprogramm für Forschung und Innovation, aktuell Horizont Europa (2021-2027). Darin sind die Themen Gender in der Forschung sowie Chancengleichheit an verschiedenen Stellen verankert; Gender ist überdies ein wichtiges Querschnittsthema im gesamten Programm.
Gleichstellungsplan als Fördervoraussetzung
Als echtes Novum sind seit 2022 alle öffentlichen Einrichtungen in Mitgliedstaaten und assoziierten Staaten einschließlich Hochschulen und Forschungseinrichtungen verpflichtet, einen Gleichstellungsplan zu haben. Andernfalls sind sie in dem Programm nicht mehr förderfähig.
Auf der Antragsebene wird die angemessene Berücksichtigung der Gender-Dimension im Forschungsinhalt als ein Element der wissenschaftlichen Exzellenz für jedes Projekt gefordert. Sollten Genderaspekte in dem Projekt keine Rolle spielen, ist dies mit einer Begründung im Antrag darzulegen.
Weiterhin kann bei der Begutachtung ein ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen im Kernteam eines Projekts den Ausschlag geben, wenn ansonsten Punktegleichstand festgestellt wurde.
Bislang bewerben sich noch deutlich weniger Frauen als Männer auf Forschungsfördergelder der Europäischen Union (EU). Auch die Zahl der Gutachterinnen liegt in den meisten Bereichen unter der der Gutachter. Dies gilt auch für die deutsche Beteiligung an der EU-Forschung.
Kontaktstelle Frauen in die EU-Forschung (FiF)
Das BMBF hat 2001 die Kontaktstelle Frauen in die EU-Forschung (FiF) eingerichtet, um die Beteiligung von Wissenschaftlerinnen in und aus Deutschland an der EU-Forschung zu fördern.
Wissenschaftlerinnen sind bei FiF richtig, wenn sie Information und Orientierung in Sachen EU-Forschungsförderung suchen. Kurze Auskünfte ebenso wie Beratung in der Tiefe gehören zu den Angeboten. Bei Bedarf wird Kontakt zu passenden nationalen Kontaktstellen zu spezifischen Themen von Horizont Europa hergestellt.
FiF informiert Antragstellende und alle weiteren Interessierten über Regelungen und Entwicklungen im Hinblick auf Chancengleichheit und Gender und zu aktuellen Entwicklungen in Horizont Europa.
Kontakt: Kontaktstelle Frauen in die EU-Forschung (FiF)
Förderung der Gleichstellung im Europäischen Forschungsraum (EFR, engl. ERA)
Neue Grundlage der Zusammenarbeit im EFR ist seit Ende 2021 der Pakt für Forschung und Innovation in Europa.
Die bisherigen für das Themenfeld Gleichstellung im EFR zuständigen Gruppen – das heißt die Helsinki-Gruppe (bis 2017) und danach die Standing Working Group on Gender in Research and Innovation (SWG GRI, bis 2021) – sind im ERA Forum, einer formalen Expertengruppe der Europäischen Kommission, aufgegangen. Dort teilen sich die Kommission und die Mitgliedstaaten den Vorsitz.
Die ERA-Policy-Agenda 2022-2024 definiert die Umsetzung der Zielvorgaben des Pakts für diesen Zeitraum. Darunter fällt auch die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter und der Inklusion unter Berücksichtigung der Erklärung von Ljubljana. Diese bezieht sich auf gemeinsame europäische Werte und fordert die Mitgliedstaaten und andere Länder auf, Geschlechtergerechtigkeit als zentrale Aufgabe anzuerkennen und gemeinsam an Verbesserungen bei der Gleichstellung in Forschung und Innovation zu arbeiten. Die Erklärung fordert beispielsweise
- die Gewährleistung offener und geschlechtergerechter Karrierewege in der Forschung,
- den Einsatz bestehender und neu entwickelter Instrumente, wie zum Beispiel Gleichstellungspläne für einen institutionellen Wandel und den Abbau von Hindernissen,
- die Auseinandersetzung mit und Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt,
- das Monitoring der Entwicklungen und Fortschritte der getroffenen Maßnahmen
- und die Nutzung von Synergien zur Verbesserung der Gleichstellung innerhalb des Europäischen Forschungsraums und anderer relevanter Bereiche.
Von Beginn an sind die Nobelpreise primär an Männer verliehen worden: Unter den insgesamt 970 Preisträger*innen (darunter fünf mehrfach ausgezeichnete), die zwischen 1901 und 2023 den Nobelpreis erhielten, sind lediglich 65 Frauen (6,7 Prozent). Marie Curie ist bis heute die einzige Frau, die zweimal mit einem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. 1903 war sie mit ihrem Nobelpreis für Physik die erste weibliche Preisträgerin überhaupt, 1911 erhielt sie ihren zweiten Nobelpreis in der Kategorie Chemie.
Quelle: Wie hoch ist der Frauenanteil unter Nobelpreisträger*innen? (auf www.innovative-frauen-im-fokus.de)
BMBF fördert Vielfalt an Hochschulen
Um die beretis heute gelebte Vielfalt an deutschen Hochschulen sichtbarer zu machen und zu stärken hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Initiative Vielfalt an deutschen Hochschulen der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) gefördert. Bislang gibt es in Deutschland keine vergleichbare Initiative.
Hier eine Übersicht der wichtigsten Fragen zu Hintergrund und Zielsetzung:
Was möchten BMBF und HRK mit dieser Initiative erreichen?
Im Rahmen der Initiative Vielfalt an deutschen Hochschulen wurden Status Quo und Zielvorstellungen adressiert – zum einen über konkrete Projekte und Kampagnen an geförderten Hochschulen, zum anderen durch projektübergreifenden Dialog und Austausch auf nationaler Ebene.
Ziel der Initiative war es, Hochschulen bei der Weiterentwicklung von ganzheitlichen Diversitätskonzepten zu unterstützen. Denn Vielfalt in all ihren Dimensionen ist Qualitätsmerkmal und Wettbewerbsfaktor im Wissenschaftssystem.
Wie ist die Initiative langfristig einzuordnen?
Mit der Initiative wurden drei Teilziele adressiert:
In-die-Breite-Tragen: Institutionelle Entwicklungsplanung und interne Kommunikation. Vielfalt soll im institutionellen Diskurs sichtbarer werden. Innerhalb der Hochschulen soll ein wertschätzendes Bewusstsein für die an den Hochschulen vorhandene Diversität in all ihren Ausprägungen sowie auch für vorhandene „Diversitätslücken“ geschaffen werden.
In-die-Tiefe-Gehen: Zielformulierung und interner Diskurs. Innerhalb der Hochschulen soll ein Bewusstsein für – sichtbare und unsichtbare – Hürden und Herausforderungen auf dem Weg zu einer wahrhaft gelebten Vielfalt geschaffen werden, die trotz bereits vorhandener Maßnahmen und Programme bestehen. Diese Hürden sollen gezielt adressiert werden.
Außenkommunikation: Sichtbarkeit und Dialog. Das Bewusstsein für das Potenzial einer diversen Hochschul-Community soll sowohl innerhalb der Hochschule als auch in der Öffentlichkeit, insbesondere im lokalen und regionalen Umfeld der Hochschule, geschärft werden.
Wer konnte sich beteiligen?
Im Herbst 2022 erfolgte eine Ausschreibung, die Hochschulen bundesweit einlud, Konzepte einzureichen, die einen Beitrag zu den Zielen der Initiative leisten. Adressaten innerhalb der Hochschule waren sowohl lehrende und forschende Hochschulangehörige als auch die Angehörigen der wissenschaftsunterstützenden Bereiche.
Welche Fördersumme stand den Hochschulen in Aussicht und wie erfolgte die Auswahl?
Die von einem unabhängigen Begutachtungsgremium ausgewählten Hochschulen haben im Wintersemester 2023/2024 eine Förderung in Höhe von bis zu 50.000 Euro bzw. bis zu 25.000 Euro zur Durchführung der von ihnen geplanten Maßnahmen erhalten.
Was wurde erreicht?
Es wurden insgesamt 33 Projekte in ganz Deutschland gefördert, die mit unterschiedlichen Herangehensweisen die Stärkung der Vielfalt an Hochschulen zum Ziel hatten. Die Ergebnisse der Initiative wurden in einer digitalen Abschlussveranstaltung im April 2024 präsentiert. Eine Übersicht über die geförderten Projekte ist auf www.hrk.de zu finden.
Warum ist das Thema Vielfalt relevant für die deutschen Hochschulen?
In der vergangenen Dekade haben sich die Hochschulen zunehmend mit der Diversität ihrer Studierendenschaft, aber auch der Hochschulangehörigen insgesamt auseinandergesetzt. Sie haben sich auf den Weg gemacht, mit der innerhalb der Institution vorhandenen Diversität umzugehen und diese als Vorteil zu begreifen. Denn exzellente Wissenschaft und Forschung braucht die besten Talente in all ihrer Diversität. Für eine Vielzahl an Ideen braucht es die Vielzahl derer, die sie denken und entwickeln.
Redaktionsschluss dieses Textes: 01.11.2024