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Aus dem Tierreich können bereits bekannte, aber auch neue Erreger auf den Menschen überspringen. In der Fachsprache werden von ihnen ausgelöste Infektionskrankheiten Zoonosen genannt. Eingriffe des Menschen in die Lebensräume der Tiere, weltweite Mobilität und internationale Handelsströme begünstigen die rasche Ausbreitung von Erregern. Gleichzeitig nehmen Resistenzen gegen Antibiotika und andere antimikrobielle Medikamente zu. Deshalb kommt der Erforschung zoonotischer Erkrankungen eine besondere Bedeutung zu; sie wird seit langem schon durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Der von uns unterstützte One-Health-Ansatz betrachtet die Wechselwirkung zwischen der Gesundheit von Menschen, Nutz-, Haus- und Wildtieren, Pflanzen sowie den Ökosystemen, in denen sie leben. Hier arbeiten Fachdisziplinen wie Human- und Veterinärmedizin, Umwelt- und Agrarwissenschaften, Lebensmitteltechnik, Sozialwissenschaften und öffentliche Gesundheitsdienste gemeinsam daran, möglichen Gesundheitskrisen vorzubeugen.
Forschungsvereinbarung One Health
Unter Federführung des BMBF haben sich sechs Bundesministerien zusammengeschlossen, um den One-Health-Ansatz auch in der medizinischen Forschung zu stärken. Die weiteren Partner sind die Bundesministerien für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), für Gesundheit (BMG), für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV), der Verteidigung (BMVg) sowie für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Herzstück der „Forschungsvereinbarung One Health“ ist es, die seit 2009 geförderte Nationale Forschungsplattform für Zoonosen zu einer Forschungsplattform für One Health auszubauen. Die mit der Plattform angestrebte Vernetzung und Bündelung national vorhandener Kompetenzen und Ressourcen trägt auch dazu bei, die globale Gesundheit zu stärken und das Rahmenprogramm Gesundheitsforschung der Bundesregierung umzusetzen.
Langfristig geförderte Einrichtungen
Auf nationaler Ebene fördert das BMBF die inter- und transdisziplinäre Vernetzung und Kooperation zwischen Forschung und Praxis, um einen wesentlichen Beitrag für wirkungsvolle Konzepte zur effektiven Prävention und zügigen Bekämpfung von Pandemien zu ermöglichen.
Mit den vom BMBF geförderten Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung – hier insbesondere dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) – sowie mit verschiedenen Einrichtungen des Bundes, wie z. B. dem Robert Koch-Institut, dem Friedrich-Loeffler-Institut und dem Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr, ist der Wissenschaftsstandort Deutschland bestens aufgestellt, um eine an dem One-Health-Ansatz ausgerichtete, disziplinübergreifende Forschung zu betreiben. Die Gründung des vom BMBF seit Anfang 2020 geförderten Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) in Greifswald ist hierfür ein eindrücklicher Beleg.
Helmholtz-Institut für One Health (HIOH)
Die interdisziplinäre Erforschung der Zusammenhänge zwischen Mensch-, Tier- und Umweltgesundheit ist Aufgabe des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH), dem Greifswalder Standort des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI). In enger Zusammenarbeit mit der Universität Greifswald und dem Friedrich-Loeffler-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit in Greifswald-Riems, wollen die Forscherinnen und Forscher am HIOH ein besseres Verständnis zoonotischer Erkrankungen, antimikrobieller Resistenzen (AMR) und der Evolution von Krankheitserregern als Voraussetzung für eine erfolgreiche Pandemievorsorge und -prävention entwickeln.
Mit Forschung und Entwicklung Gesundheitskrisen vorbeugen
Die COVID-19-Pandemie und der mutmaßliche Ursprung von SARS-CoV-2 in einem tierischen Wirt haben eindrücklich vor Augen geführt, wie eng die Gesundheit von Mensch und Tier verbunden sind und wie wichtig Forschung und Entwicklung in internationaler Zusammenarbeit ist.
Deshalb wird sich das BMBF an der geplanten Europäischen Partnerschaft „One Health AMR“ beteiligen, die im Mai 2025 starten soll. In ihrem Rahmen sollen antimikrobielle Resistenzen (AMR) unter besonderer Berücksichtigung des One-Health-Ansatzes bekämpft werden. Dafür sollen unter anderem Forschungsprojekte gefördert werden, an denen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der gesamten EU, aus den zum EU-Forschungsrahmenprogramm assoziierten Staaten sowie bestimmten weiteren Staaten beteiligen können. Der One-Health-Aspekt spielt auch eine Rolle bei der 2025 startenden europäischen Partnerschaft zur Pandemieprävention, die vom BMBF mitgetragen wird.
One Health Platform
Mit der One Health Platform werden Rahmenbedingungen für disziplinübergreifende Forschung und Wissensaustausch geschaffen, Forschungsprojekte, Vernetzungsveranstaltungen und die Ausbildung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gefördert.
Forschungsnetz Zoonotische Infektionskrankheiten
Das BMBF setzte mit dem bis 2023 geförderten Nationalen Forschungsnetz Zoonotische Infektionskrankheiten ein erstes und erfolgreiches Zeichen für die disziplinenübergreifende Erforschung von Krankheiten – hier der Human- und Veterinärmedizin.
Nationale Forschungsplattform für Zoonosen
Die Nationale Forschungsplattform für Zoonosen, von Tieren auf Menschen (und umgekehrt) übertragbaren Krankheiten, wurde 2009 initiiert und langfristig durch das BMBF sowie drei weitere Bundesministerien gefördert. Die Plattform wurde mit Ende der Förderung 2023 zur One Health Platform weiterentwickelt.
Disziplinübergreifende Forschungsverbünde
Zur Pandemie-Vorsorge fördert das BMBF die Vernetzung von Gesundheitsforschung, öffentlichem Gesundheits- und Veterinärwesen und der Umweltverwaltung. Trans- und interdisziplinäre Forschungsverbünde gehen drängende Forschungsfragen gemeinsam an.
Biodiversität und menschliche Gesundheit
Über die Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) wird u. a. die Erforschung der Zusammenhänge zwischen Biodiversität und Gesundheit gefördert. Die Erkenntnisse sollen z. B. für Prävention und Gesundheitsförderung genutzt werden.
Nachwuchsgruppen Globaler Wandel
Über die „Nachwuchsgruppen Globaler Wandel: Klima, Umwelt und Gesundheit“ werden junge Forscherinnen und Forscher gefördert, die mit innovativen Projekten dazu beizutragen, den durch den Klimawandel verursachten gesundheitlichen Risiken zu begegnen.
Gesundheitsförderung und Umweltschutz
„Interventionsstudien für gesunde und nachhaltige Lebensbedingungen und Lebensweisen“ sollen dazu beitragen, umwelt- und gesundheitsfreundliche Lebensumwelten zu schaffen, in denen z. B. ausreichende Bewegung und gesunde Ernährung unterstützt werden.
Redaktionsschluss dieses Textes: 01.11.2024