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Die Erforschung von Ursachen, Prävention, Diagnostik und Therapien ist ein zentraler Baustein der Forschungsförderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Dabei greift sie wichtige Forschungsthemen über die Förderung einzelner Projekte und großer Forschungsverbünde auf. Zugleich setzt das BMBF auf die Stärkung kooperativer Strukturen und die Schaffung neuer Netzwerke in der Forschung. Des Weiteren fördert es die Forschung zu weitverbreiteten Krankheiten – genauso wie die zu bestimmten Krankheits- und Themengruppen. Die Personalisierte Medizin, die individuelle Faktoren berücksichtigt, ist ein Hoffnungsträger für bessere Ansätze bei der Diagnose, Therapie und Prävention von Krankheiten.
Erforschung von Volkskrankheiten
Krebs, Demenz, Infektionskrankheiten, Diabetes, Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems oder der Lunge – die Zahl der Menschen, die an diesen Krankheiten leiden, steigt. Die Mechanismen dieser Krankheiten sind oft komplex und Zusammenhänge vielschichtig. Deshalb hat das BMBF die Forschungslandschaft zu diesen Volkskrankheiten in Deutschland gezielt aufgebaut.
Gemeinsam mit den Bundesländern fördert das BMBF seit 2009 die Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG). In ihnen arbeiten universitäre und nicht universitäre Forschungseinrichtungen fächerübergreifend zusammen. Sie nutzen ihre Erkenntnisse, um die Wirkung von Medikamenten und Therapien zu verbessern, neue zu entwickeln und damit die Chancen der Menschen auf ein gesundes Altern zu erhöhen.
PRAISE-Studie kann Behandlung bei Schlaganfällen verbessern
Patientinnen und Patienten mit einem akuten Schlaganfall erleiden häufig auch Komplikationen am Herzen. Sind bestimmte Blutwerte sehr stark erhöht, liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar ein dringend behandlungsbedürftiger Herzinfarkt vor. Dass das bei etwa 20 Prozent aller Patientinnen und Patienten mit Schlaganfall der Fall ist, ergab die PRAISE-Studie, die gemeinsam vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislaufforschung (DZHK) und dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) durchgeführt wurde. Die PRAISE-Studie ist ein Beleg für erfolgreiche Zusammenarbeit über die Grenzen wissenschaftlicher Disziplinen hinweg: Bei der deutschlandweit durchgeführten Untersuchung arbeiteten Kardiologen und Neurologen auf allen Ebenen eng zusammen – von der Projektplanung bis zur Zusammensetzung der Studienteams in den 26 beteiligten Kliniken.
Herz und Gehirn: Was das Blut über das Infarkt-Risiko bei Schlaganfällen verrät
Der Erforschung von Volkskrankheiten widmet sich auch Deutschlands größte Langzeitstudie, die NAKO Gesundheitsstudie.
Personalisierte Medizin
Bei der Bekämpfung von Krebs, aber auch von anderen Erkrankungen, werden individuell zugeschnittene Therapien immer wichtiger. Die Fortschritte der vergangenen beiden Jahrzehnte in der Analyse des Genoms und anderer Molekülklassen, bei Bildgebungsverfahren und in der Digitalisierung waren enorm. Sie ermöglichen es, Faktoren für die unterschiedliche Ausprägung von Krankheiten in bisher ungekanntem Ausmaß zu erfassen und zu analysieren. Angestrebt werden Behandlungsansätze, die auf bestimmte Patientengruppen oder sogar auf einzelne Patientinnen und Patienten ausgerichtet sind – mit einem Höchstmaß an Wirksamkeit und einem Minimum an Nebenwirkungen. Um das zu erreichen, hat das BMBF den Aktionsplan Individualisierte Medizin aufgelegt.
Innovationen für die individualisierte Medizin
Nicht jeder springt gleich gut auf eine bestimmte Therapie an. Biomarker im Blut oder Urin können dazu wichtige Hinweise geben. In den BMBF-geförderten Vorhaben werden Gene, Proteine und Moleküle identifiziert, die die individuelle Abschätzung eines Krankheitsrisikos oder Therapieversprechens ermöglichen.
Innovationen für die individualisierte Medizin
Werkzeuge für die individualisierte Medizin
Zur Weiterentwicklung der individualisierten Medizin ist Forschung und Entwicklung eine wichtige Voraussetzung. In vielen Gebieten braucht es neue Methoden und Werkzeuge, so beispielsweise zur Verknüpfung und Nutzung von Daten aus verschiedensten Quellen oder zur Durchführung von klinischen Studien.
Methoden und Werkzeuge für die Individualisierte Medizin
Innovative Stammzelltechnologien
Trotz des breiten Spektrums etablierter medizinischer Verfahren gibt es auch heute für viele Erkrankte noch keine gute Behandlungsmöglichkeit. Innovative Stammzelltechnologien helfen, das Potenzial für neue, maßgeschneiderte Therapien zu erschließen.
Innovative Stammzelltechnologien
Translationsprojekte Personalisierte Medizin
Individuell zugeschnittene Ansätze in Diagnostik, Therapie und Prävention müssen in allen wichtigen Krankheitsgebieten vorangetrieben und zügig in die klinische Anwendung gebracht werden, um das enorme Potenzial der personalisierten Medizin noch stärker auszuschöpfen.
Translationsprojekte Personalisierte Medizin
ERA-Netz Personalisierte Medizin
Mit dem europäischen Förderinstrument ERA-Netz soll die Forschung in wichtigen Themenbereichen wie der Personalisierten Medizin europaweit koordiniert werden. Es werden unter anderem transnationale Forschungsverbünde gefördert, an denen Arbeitsgruppen aus mindestens drei europäischen Ländern beteiligt sind.
ERA-Netz Personalisierte Medizin
Europäische Partnerschaft Personalisierte Medizin
Die 2023 gestartete Europäische Partnerschaft für Personalisierte Medizin (EP PerMed) will die Gesundheitsversorgung für alle Menschen durch personalisierte Therapie, Diagnose und Prävention verbessern. Sie vereint Ministerien, Förderorganisationen und Forschungsinstitute aus 24 Ländern.
Europäische Partnerschaft Personalisierte Medizin
Seltene Erkrankungen
Von einer Seltenen Erkrankung sind laut Definition der Europäischen Union nicht mehr als fünf von 10.000 Menschen betroffen. Insgesamt gibt es mehr als 6.000 Seltene Erkrankungen. Allein in Deutschland sind mehr als vier Millionen Menschen betroffen. Die Krankheitsbilder, die durch Seltene Erkrankungen hervorgerufen werden, sind sehr unterschiedlich. Doch haben sie vieles gemeinsam: Seltene Erkrankungen verlaufen oft sehr schwerwiegend, treten mehrheitlich schon im Kindes- oder Jugendalter auf – und für die meisten gibt es noch keine Therapie. Das BMBF trägt durch seine national und international ausgerichtete Forschungsförderung dazu bei, diese Situation zu verbessern. Mehr noch: Die Forschung zu Seltenen Erkrankungen liefert oft wichtige Erkenntnisse für die Behandlung weiterverbreiteter Krankheiten, da sie Mechanismen aufdeckt, die für mehrere Krankheitsgruppen teils wesentlich sind.
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Mehr als 10 Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer Seltenen Erkrankung.
Vernachlässigte, armutsassoziierte Krankheiten
In den von Armut geprägten Regionen der Welt sind schwere Infektionskrankheiten allgegenwärtig. HIV/AIDS, Malaria, Tuberkulose und das Ebola-Fieber gehören dazu. Viele dieser Infektionskrankheiten, wie beispielsweise das Dengue-Fieber, treten in den Industrienationen selten oder gar nicht auf.
Aufgrund der wirtschaftlichen Situation in den betroffenen Ländern besteht kaum Anreiz für die Pharmaindustrie, neue Medikamente oder Impfstoffe zu entwickeln. Deshalb sprechen Fachleute von den „vernachlässigten, armutsassoziierten Krankheiten“. Hier braucht es öffentliche Mittel für innovative Medikamente, Impfstoffe oder Behandlungsmethoden. Deshalb fördert das BMBF in diesem Bereich eine Reihe von Maßnahmen:
Europäisch-afrikanische Partnerschaft
Die Bekämpfung armutsassoziierter, vernachlässigter Infektionskrankheiten in Subsahara-Afrika wie AIDS/HIV, Malaria und Tuberkulose wird seit 2001 mit klinischen Studien und kapazitätsbildenden Maßnahmen von der European and Developing Countries Clinical Trials Partnership (EDCTP3) unterstützt.
Europäisch-afrikanische Kooperation EDCTP (EDCTP1 und EDCTP2)
Europäisch-afrikanische Kooperation Global Health EDCTP3 Joint Undertaking (JU)
Forschungsnetzwerke für Gesundheitsinnovationen
Sechs Forschungsnetzwerke für Gesundheitsinnovationen in Subsahara-Afrika (RHISSA) erforschen Krankheiten, die in Afrika eine hohe Krankheitslast verursachen. Sie verbessern Diagnose und Behandlung, bauen Forschungskapazität auf und entwickeln Strategien zur Translation in die Politik und Praxis.
Produktentwicklungspartnerschaften (PDPs)
PDPs sind internationale Non-Profit-Organisationen, die in Kooperation mit Pharmafirmen und Forschungseinrichtungen Medikamente, Impfstoffe und Diagnostika zu vernachlässigten und armutsassoziierten Krankheiten entwickeln. Seit 2011 unterstützt das BMBF in drei Förderrunden bereits mehrere PDPs.
Nachwuchsgruppen in der Infektionsforschung
Exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten in Nachwuchsgruppen zur Prävention und Behandlung von Infektionskrankheiten mit einem besonderen Fokus auf antimikrobielle Resistenzen (AMR). Darüber hinaus entwickeln sie innovative Ansätze für die klinische Praxis.
Vernetzungsplattform GLOHRA
Die Vernetzungsplattform German Alliance for Global Health Research (GLOHRA) setzt sich für interdisziplinäre und globale Gesundheitsforschung ein. Dabei steht neben der standort- und disziplinübergreifenden Vernetzung der Forschenden die Nachwuchsförderung im Vordergrund.