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Ob ein Mensch erkrankt, hängt von vielen Faktoren ab. Neben Alter und Lebensstil spielt auch das Geschlecht eine wichtige Rolle. So äußert sich beispielsweise ein Herzinfarkt bei Frauen anders als bei Männern, ebenso unterscheiden sich die Symptome einer Depression. Erkrankungen treten bei Frauen anders in Erscheinung als bei Männern, verlaufen stärker oder schwächer – und erfordern andere Behandlungsansätze. Darüber hinaus gibt es Krankheiten, die nur oder zumindest überwiegend auf ein Geschlecht beschränkt sind.
Die Berücksichtigung des Geschlechts ist daher heute ein fester Bestandteil der medizinischen Forschung und fließt in Diagnose-, Therapie- und Präventionsansätze mit ein. Allerdings fehlen in vielen Bereichen noch belastbare Daten zu geschlechtsspezifischen Unterschieden. Die Fachwelt spricht von einem „Gender Data Gap“ – meist zu Ungunsten der Frauen.
Wieso gibt es einen „Gender Data Gap“ in der medizinischen Forschung?
Klinische Studien wurden über einen langen Zeitraum überwiegend mit männlichen Probanden durchgeführt und auch im Labor wurde vor allem mit männlichen Versuchstieren und Zellkulturen geforscht. Daher beziehen sich die gewonnenen Daten meist auf das männliche Geschlecht.
Sind Unterschiede zwischen den Geschlechtern nur genetisch bedingt?
Nein, nicht ausschließlich. Auch psychosoziale Faktoren beeinflussen die Gesundheit, das eigene Gesundheitsempfinden, das jeweilige Gesundheits- und Risikoverhalten sowie beispielsweise die Inanspruchnahme von Maßnahmen zur Früherkennung von Krankheiten.
Gibt es auch Erkrankungen, die bei Männern häufiger übersehen werden?
Ja, beispielsweise Depressionen. Frauen erhalten die Diagnose deutlich häufiger als Männer. Fachleute gehen davon aus, dass das auch darauf zurückzuführen ist, dass Männer teilweise andere Symptome ausbilden als Frauen.
Beeinflusst das Geschlecht auch die Therapie?
Ja, das Geschlecht beeinflusst die Wirkung von Medikamenten. Frauen bauen sie teilweise langsamer ab. Dadurch wirken sie länger und stärker – oder rufen Nebenwirkungen hervor.
Forschungsförderung des BMBF
Um Wissenslücken zu schließen, stärkt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bereits seit 2017 die geschlechtersensible Forschung in Deutschland. Gefördert wurden beispielsweise Studien, die geschlechtsbedingte Unterschiede bei der Versorgung, Prävention und Gesundheitsförderung untersucht und entsprechende Maßnahmen zur Prävention und Gesundheitsförderung entwickelt haben.
Förderschwerpunkte Reproduktive Gesundheit und Endometriose
Ein weiterer Förderschwerpunkt des BMBF zu reproduktiver Gesundheit befasst sich mit Fragen zur Fruchtbarkeit und Fortpflanzung sowie zum körperlichen und seelischen Wohlbefinden mit der eigenen Sexualität. Darüber hinaus wird die Erforschung von Erkrankungen gefördert, deren Ursachen bislang noch nicht ausreichend klar sind. Hierzu gehört Endometriose, eine schmerzhafte gynäkologische Erkrankung, die bislang nur schwer zu diagnostizieren und nur symptomatisch zu behandeln ist. Das BMBF fördert fünf Forschungsverbünde, um Antworten auf offene Fragen zu Entstehung und Verlauf der Erkrankung zu finden.
Endometriose
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Etwa zwei Millionen Frauen in Deutschland leiden unter Endometriose.
Förderschwerpunkt Interaktive Technologien für eine geschlechtsspezifische Gesundheit
Das BMBF fördert interaktive Technologien für eine geschlechtsspezifische Gesundheit.
Sie sollen genutzt werden, um Geschlechteraspekte in der medizinischen Forschung und Versorgung zu verankern, beispielsweise in der Diagnosestellung und Therapieentwicklung.
HIV-Prävention
Im Rahmen von Produktentwicklungspartnerschaften fördert das BMBF die Entwicklung und Erprobung neuer HIV-Präventionsmethoden, die insbesondere Frauen in Entwicklungsländern selbstbestimmt anwenden können.