Inhalt
Mit dem aktuellen Rahmenprogramm Gesellschaft verstehen – Zukunft gestalten stärkt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bis 2025 die Potenziale der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften. Ziel des Programms ist es, die Entwicklung einer zukunftsfähigen Gesellschaft mitzugestalten. Dafür gibt es vier Handlungsschwerpunkte:
- Gesellschaftliche Herausforderungen meistern: Stärkung der Forschung zu Zusammenhalt, Innovationsfähigkeit und kulturellem Erbe,
- Die Internationalisierung der Geistes- und Sozialwissenschaften unterstützen,
- Gestaltungs- und Entwicklungsräume für die Wissenschaft schaffen und
- Forschungsdateninfrastrukturen bedarfsgerecht weiterentwickeln.
Um die Forschungslandschaft zu stärken, nutzt das BMBF zum einen das Mittel der gezielten Projektförderung. Zum anderen setzt das BMBF neben der zeitlich begrenzten Förderung von Projekten auf die langfristig ausgerichtete institutionelle Förderung.
Gesellschaft verstehen
Wie unsere Gesellschaften die Herausforderungen meistern und den damit einhergehenden Wandel gestalten, wird darüber entscheiden, ob wir auch künftig in friedlichen, freien, prosperierenden und stabilen Verhältnissen leben können. Dies erfordert eine kritische Betrachtung und innovative Denkansätze. In den häufig kontroversen und komplexen Diskussionen, wie beispielsweise zu gesellschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie und Hintergründen und Folgen des Ukraine-Kriegs bieten die Geistes- und Sozialwissenschaften Orientierung und können zur Versachlichung beitragen. Auch die gesellschaftliche Innovationsfähigkeit spielt eine bedeutende Rolle bei der Bewältigung von Krisen.
Flucht- und Flüchtlingsforschung
Zur Stärkung der deutschen Fluchtforschung fördert das BMBF das Verbundvorhaben Flucht- und Flüchtlingsforschung: Vernetzung und Transfer (FFVT). FFVT zielt auf die Stärkung einer interdisziplinären Flucht- und Flüchtlingsforschung in Deutschland. Dazu führt das Vorhaben die Forschung zu Migration, Entwicklung, Konflikten und Gewalt, Klimawandel, Gesundheit, Governance und Menschenrechten sowie weiteren Feldern zusammen. FFVT treibt außerdem die Internationalisierung der Flucht- und Flüchtlingsforschung in Deutschland voran.
Gesellschaftlicher Zusammenhalt
Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ)
Seit seiner Gründung im Juni 2020 arbeitet das FGZ in über 80 Forschungs- und Transferprojekten zum gesamten Spektrum des Themas gesellschaftlicher Zusammenhalt von sozialen und kulturellen Friktionen über gelebten Zusammenhalt in Nachbarschaften und Betrieben bis hin zur Rolle sozialer Medien. Am FGZ als Partner beteiligt sind elf renommierte Universitäten und gesellschaftswissenschaftliche Forschungseinrichtungen aus dem ganzen Bundesgebiet.
Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ)
Antisemitismusforschung
Mit rund 12 Millionen Euro unterstützt das BMBF seit Mitte 2021 zehn Forschungsverbünde an Universitäten und außeruniversitären Einrichtungen aus ganz Deutschland. In insgesamt 31 Teilvorhaben werden Dynamiken und Facetten des Antisemitismus aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven untersucht. Die ausgewählten Projekte reichen von Antisemitismus in Online-Medien, über Antisemitismus im Kontext der Justiz, Christliche Signaturen des Antisemitismus bis hin zu Antisemitismusprävention in der Bildung. Jüdische Perspektiven werden dabei systematisch einbezogen.
Islamismusforschung
Seit September 2020 erforschen 13 Forschungsprojekte in zwei Themenfeldern die gesellschaftlichen Ursachen des Erstarkens von radikalem Islamismus und die gesellschaftlichen Wirkungen seiner verschiedenen Strömungen in Deutschland und Europa in der Förderlinie Gesellschaftliche Ursachen und Wirkungen des radikalen Islam in Deutschland und Europa. Die Projekte werden durch das Transfervorhaben RADIS (Transfervorhaben Gesellschaftliche Ursachen und Wirkungen des radikalen Islam in Deutschland und Europa) intern und extern miteinander vernetzt. Zentrale wissenschaftliche Projekterkenntnisse werden mit Maßnahmen des gesellschafts- und praxisorientierten Ergebnis- und Wissenstransfers zusammengeführt und sowohl mit der Politik, als auch mit der allgemein interessierten Öffentlichkeit in Austausch gebracht.
Forschung zum radikalen Islamismus
Rechtsextremismus- und Rassismusforschung
Rechtsextremismus und Rassismus sind weitere Tendenzen von Radikalisierung und Extremismus, die unsere freiheitliche Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt bedrohen. Die Einrichtung eines Kabinettausschusses und die Verabschiedung eines umfangreichen Maßnahmenpakets unterstreichen, dass die Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Das BMBF fördert seit Anfang 2023 Forschungsprojekte, die neben Ursachen und Folgen von Rechtsextremismus und Rassismus auch Handlungsempfehlungen und Maßnahmen für Politik, (Sicherheits-)Behörden sowie die (Zivil-)Gesellschaft erarbeiten.
Forschung zu Rechtsextremismus- und Rassismus
Friedens- und Konfliktforschung
Mit der Förderung im Bereich der Friedens- und Konfliktforschung trägt das BMBF dazu bei, dass Politik und Gesellschaft inner- und zwischenstaatlichen Konflikten auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse angemessen begegnen können. Zu den geförderten Vorhaben zählen auch Forschungsprojekte zum Krieg gegen die Ukraine.
Friedens- und Konfliktforschung auf dem GSW-Portal
Forschung zu Religionen
In Deutschland leben mehr als fünf Millionen muslimische Religionsangehörige. Sie sind nach Katholiken und Protestanten die drittgrößte religiöse Gruppe. Forschungen und Studiengänge für Islamische Theologie an Hochschulen schließen seit zehn Jahren eine wissenschaftliche Lücke.
DDR-Forschung
Dem BMBF ist es ein wichtiges Anliegen, das Potenzial des kulturellen Erbes auch für die künftige Gestaltung der Gesellschaft fruchtbar zu machen. Für das Verständnis von und den Umgang mit gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungen ist der Blick in die Vergangenheit essenziell. Dafür gilt es, die geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung zu kulturellen Überlieferungen und den historischen Grundlagen des heutigen Miteinanders zu stärken. Ein wichtiger Bestandteil davon ist die Erforschung der Geschichte und des Erbes der DDR.
Forschungsmuseen
Seit 2009 ist das BMBF für alle acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft zuständig. Der Bund beteiligt sich an der institutionellen Förderung der Forschungsmuseen zu 50 Prozent des jeweiligen Forschungsetats. Die Sammlungen der Forschungsmuseen umfassen zusammen mehr als 100 Millionen naturwissenschaftliche und kulturhistorische Objekte. Mit diesen umfangreichen Sammlungen und ihrer digitalen wie analogen Infrastruktur leisten die Leibniz-Museen disziplinäre und interdisziplinäre Spitzenforschung zu Fragen der Artenvielfalt und der Erdgeschichte sowie der Kunst-, Kultur- und Technikgeschichte.
Kulturelle Vielfalt und kulturelles Erbe
Zukunft gestalten
Internationale Geistes- und Sozialwissenschaften auf dem GSW-Portal
Freie und innovative Forschung erfordert Vielfalt und Vernetzung von Disziplinen und Forschungsfeldern. Das BMBF fördert Freiräume für Wissenschaft sowie die Digital-Humanities.
Merian Centres
Mit den internationalen Forschungskollegs Maria Sibylla Merian Centres for Advanced Studies bringt das BMBF die Internationalisierung der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften voran und fördert Forschungszentren in wissenschaftlich und wissenschaftspolitisch wichtigen Regionen und Partnerländern in Asien, Lateinamerika und Afrika. An ihnen forschen gemeinschaftlich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Deutschland, dem Gastland sowie weiteren Ländern der Region aus verschiedenen fachlichen Blickwinkeln zu einem selbstgewählten Schwerpunktthema.
Regionalstudien
Unsere Gegenwart ist davon geprägt, dass Weltregionen zunehmend miteinander verwoben sind: von politischen und wirtschaftlichen Verflechtungen bis hin zu kulturellen, religiösen oder sozialen, von Beziehungen zwischen Staaten und Gesellschaften bis hin zu Kooperationen zwischen zivilgesellschaftlichen oder nichtstaatlichen Akteuren, Gruppen oder Individuen. Antworten auf viele große, grenzüberschreitende Fragen können nur in internationaler Zusammenarbeit gefunden werden. Das BMBF unterstützt die Regionalstudien in Deutschland langfristig und stärkt ihre Verankerung und Sichtbarkeit in der deutschen Wissenschaftslandschaft.
Regionalstudien (Area Studies)
Käte Hamburger Kollegs
Exzellente geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung benötigt neben optimalen Forschungsbedingungen vor allem auch Freiräume. Die Käte Hamburger Kollegs bieten einen Rahmen, um frei von vielen Verpflichtungen des Wissenschaftsalltags zu selbst gewählten Themen im Austausch mit anderen zu forschen. Dazu laden die Kollegs Forschende aus aller Welt, sogenannte Fellows, jeweils bis zu zwölf Monate nach Deutschland ein.
Käte Hamburger Kollegs auf dem GSW-Portal
Kleine Fächer
Derzeit prägen 162 Kleine Fächer die deutsche Hochschullandschaft, rund 80 Prozent zählen zu den Geistes-, Kultur-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Mit ihrem einzigartigen Spezialwissen tragen sie zur Profil- und Strukturbildung deutscher Universitäten sowie zur Internationalisierung bei. Kleine Fächer bauen Brücken zwischen Vergangenheit und Moderne. Kleine Fächer halten frühere Sprachen und untergegangene Kulturen präsent.
Forschungsdateninfrastrukturen – Ressourcen für Forschung
Auch die Geistes- und Sozialwissenschaften arbeiten mit digitalen Daten und Methoden und bereiten ihre Ergebnisse computergestützt auf. Dazu fördert das BMBF den Aufbau von digitalen Forschungsdateninfrastrukturen, die Erzeugung von maschinenlesbaren Daten für die Forschung sowie die Weiterentwicklung computergestützter Forschung. Wer forscht, braucht hochmoderne, gut ausgebaute Forschungsdateninfrastrukturen. Diese halten Daten und Services vor und stellen Speicherkapazität sowie Rechenleistung zur Verfügung.
Forschungsaten zugänglich machen
Redaktionsschluss dieses Textes: 01.11.2024