Sprachliche Bildung

Frühe Bildung

Sprache ist wichtig für die persönliche, schulische und berufliche Entwicklung und die Teilhabe an unserer Gesellschaft. Für mehr Chancengerechtigkeit unterstützt das BMBF Initiativen und Projekte für sprachliche Bildung und Sprachförderung.

Chancen

  • Eine gute Sprachentwicklung ist wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung.
  • Wenn wir die gleiche Sprache sprechen, können wir uns gesellschaftlich beteiligen, unsere Werte teilen und unser Miteinander stärken. Neben der deutschen Sprache ist Mehrsprachigkeit eine wichtige Ressource für den einzelnen Menschen und für uns als Gesellschaft.
  • Kinder, die sprachlich fit sind, lernen besser. Sie haben bessere Chancen auf gute Schulleistungen in allen Fächern, da sie Texte und Textaufgaben besser verstehen und sich schriftlich sowie mündlich besser ausdrücken können.
  • Sprachliche Basiskompetenzen sind Voraussetzung für kritisches Denken und die Fähigkeit, Probleme zu lösen. Dies wirkt sich positiv auf berufliche Möglichkeiten und die Karriere aus.

Sprache ist der Schlüssel zu Wissen, sozialen Kontakten und persönlicher Entfaltung. Für Kinder bildet gute sprachliche Bildung die Grundlage für ein erfolgreiches und erfülltes Leben als Erwachsene. Bildungsstudien zeigen, dass zu wenig Kinder und Jugendliche in Deutschland über ausreichende Sprach-, Lese- und Schreibkompetenzen verfügen. Das möchten wir ändern. Das BMBF hat es sich zur Aufgabe gemacht, sprachliche Bildung gezielt zu unterstützen.

Leseförderung

In der frühen Bildung fördern wir die Lesestart-Projekte der Stiftung Lesen, unter anderem mit dem Ziel, das Vorlesen im Familienalltag fest zu verankern und Kinder mit Fluchterfahrung beim spielerischen Erstkontakt mit der deutschen Sprache in Erstaufnahme und Kommune zu unterstützen. Für Kinder und Jugendliche , die in der Schule Schwierigkeiten beim Lesenlernen zeigen, fördert das BMBF den Ausbau einer Leseplattform für die Online-Leseförderung sowie den Aufbau einer sozialen Lehr und Lernplattform zur Qualifizierung von Mentoren und Vereinen.

Sprachliche Bildung in der Einwanderungsgesellschaft

Deutschland ist ein vielfältiges Land, in dem Menschen mit verschiedenen sprachlichen Hintergründen leben. Kompetenzen in der deutschen Sprache sind der zentrale Schlüssel für gesellschaftliche Teilhabe, einen erfolgreichen Bildungsverlauf und gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Das BMBF möchte die sprachliche Bildung der in Deutschland lebenden Menschen mit entsprechenden Fördermaßnahmen sichern und verbessern.

Bund-Länder-Initiative BiSS und BiSS-Transfer

Die Initiative BiSS (Bildung durch Sprache und Schrift) ist eine gemeinsame Aktivität von Bund und Ländern, um die Sprachförderung, Sprachdiagnostik und Leseförderung in Kindertageseinrichtungen und Schulen weiter zu verbessern.

BiSS

Die Initiative BiSS – Bildung durch Sprache und Schrift - ist 2013 mit dem Ziel gestartet, Maßnahmen zur sprachlichen Bildung in den einzelnen Bundesländern wissenschaftlich zu prüfen und weiterzuentwickeln. Forschende haben Instrumente und Materialien evaluiert und weiterentwickelt. Im Fokus standen Kinder und Jugendliche bis zur Sekundarstufe I mit Deutsch als Familiensprache, aber auch mehrsprachige Kinder mit Migrationshintergrund sowie neu zugewanderte Kinder und Jugendliche.

Über 600 Schulen und Kitas aus allen 16 Bundesländern haben in dem Programm mitgearbeitet, um gemeinsam ihre Konzepte zu verbessern. Dabei ist ein bundesweites Netzwerk entstanden, in dem sich alle Beteiligten regelmäßig austauschen. Zum Beispiel über sprachliche Bildung und Sprachförderung in der Kita, die spielerisch in den Kita-Alltag integriert wird; oder über Schulunterricht, der in allen Fächern die sprachliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen berücksichtigt und fördert.

Zusätzlich unterstützt die BiSS-Initiative die pädagogischen Fach- und Lehrkräfte in Kitas und Schulen bei ihrer Arbeit: mit onlinegestützten Fortbildungsangeboten, Publikationen über konkrete Methoden und mit einer Datenbank, die über 100 Diagnostik- und Förderinstrumente beschreibt und bewertet.

BiSS-Transfer

Im März 2020 startete BiSS-Transfer. Ziel der fünfjährigen Transferphase ist es, die Ergebnisse in die Fläche zu tragen. Dazu arbeiten fast 3.400 Schulen und Kitas in Verbünden – mit Unterstützung der Landesinstitute und Qualitätseinrichtungen der Länder – daran, verbesserte Maßnahmen der Sprachbildung sowie der Lese- und Schreibförderung fest in ihrer Einrichtung zu verankern. Das BMBF fördert die Transferphase der Initiative von 2020 bis 2025 mit rund 13 Millionen Euro. Die Länder tragen die Kosten für den Personal- und Koordinationsaufwand der teilnehmenden Schulen sowie für die Beratungs- und Betreuungsaufgaben von Schulaufsicht und Landesinstituten.
Die in der ersten Phase der Initiative erarbeiteten Angebote werden für den Transfer zur Verfügung gestellt und weiterentwickelt. Hierzu gehören

  • Blended-Learning Kurse, in denen bereits über 30.000 pädagogische Fach- und Lehrkräfte fortgebildet wurden,
  • eine Online-Tooldatenbank mit umfangreichen Informationen und wissenschaftlichen Bewertungen zu Diagnostik, Förderung und Fortbildungsmaßnahmen sowie
  • praxisorientierte Handreichungen und Broschüren.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Warum unterstützt das BMBF sprachliche Bildung?

Wenn wir feststellen, dass Kinder noch nicht ausreichend Deutsch können oder Schwierigkeiten bei der Sprachentwicklung haben, muss ihre Förderung frühzeitig intensiviert werden, und zwar verbindlich und systematisch.

Indem wir sprachliche Erfahrungen von Kindern frühzeitig unterstützen, sorgen wir für mehr Chancengerechtigkeit bereits vor Schulbeginn und stellen sicher, dass Kinder mit vergleichbaren Lernchancen in die Schule starten. Für neu zugewanderte Kinder- und Jugendliche, die nicht hier eingeschult wurden, ist eine kontinuierliche Sprachförderung ebenfalls wichtig.

Wie könnte eine gezielte Sprachförderung aussehen?

In der Kita brauchen wir geeignete Konzepte, um die Kinder zu fördern, die Unterstützung in der Sprachentwicklung brauchen. Das heißt konkret: Gerade Kinder aus sozial benachteiligten Familien, die vielleicht in Armut aufwachsen, zu Hause keine oder nur wenige Bücher haben, denen nicht oder nur selten vorgelesen wird, benötigen unsere besondere Unterstützung. Hierauf müssen Bildungspolitik, das Bildungssystem und wir alle als Gesellschaft reagieren.

Um die Lernfortschritte dieser Kinder beurteilen zu können, brauchen wir verbindliche alltagsintegrierte sprachliche Bildung, Sprachdiagnostik und bei Bedarf gezielte Sprachförderung. 

Etwa fünf bis acht Prozent aller Vorschulkinder weisen eine spezifische, auf biologisch-genetische Ursachen zurückgehende Sprachentwicklungsstörung auf, die zusätzlich einer Sprachtherapie bedarf. Dies betrifft ein- und mehrsprachige Kinder. Ein Austausch zwischen Gesundheits- und Bildungssystem könnte hilfreich sein bei der Unterstützung dieser Kinder, da es um die gleichen Entwicklungsbereiche und sprachliche Basiskompetenzen geht.

Wann sollte mit Sprachförderung begonnen werden?

Von besonderer Bedeutung für die sprachliche Bildung ist der frühe Spracherwerb. Die sprachliche Entwicklung, die Kinder in den ersten Lebensjahren mit Leichtigkeit durchlaufen, lässt sich im Erwachsenenalter nicht oder nur schwer - mit Vokabelpauken und Grammatikregeln lernen - nachholen. Eine frühe und gezielte Förderung hat also das Potenzial, Bildungsungerechtigkeiten nicht nur in diesem frühen Alter, sondern auch im weiteren Bildungsweg maßgeblich zu reduzieren.

Welche Rolle spielt dabei die Kita?

Über 90 Prozent der Kinder zwischen drei und sechs Jahren gehen in die Kita oder den Kindergarten. Viele jüngere Kinder haben auch einen Platz bei einer Tagesmutter oder einem Tagesvater. Für alle Kinder und besonders für Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund und Einwanderungsgeschichte bietet die Kindertagesbetreuung frühzeitig eine gezielte Deutschförderung.

Welche Chancen bietet die Digitalisierung für die Sprachbildung und das Deutschlernen?

Zur Unterstützung von Bildungs-, Entwicklungs- und Teilhabepotenzialen werden zunehmend auch digitale Formate als Ergänzung des pädagogischen Alltags genutzt. So können digitale Medien auch in Bildungseinrichtungen neue Möglichkeiten eröffnen. Sie können zum Beispiel auch für eine individuellere Förderung von Kindern mit bestimmten Nachholbedarfen eingesetzt werden.

Was waren die Schwerpunkte der vorherigen BMBF Forschungsförderung in der sprachlichen Bildung?

Mit dem Förderschwerpunkt zu „Sprachlicher Bildung und Mehrsprachigkeit“ richtete das BMBF im Zeitraum von 2013 bis 2022 seinen Blick auf die Potenziale individueller und gesellschaftlicher Mehrsprachigkeit. Ziel war es, handlungsleitendes Wissen über den Lernerfolg von mehrsprachigen Kindern und Jugendlichen für die Bildungspraxis und Bildungspolitik zu erarbeiten. Dieses Wissen soll dazu dienen, individuelle und gesellschaftliche Mehrsprachigkeit als Ressource zu erkennen, zu nutzen und erfolgreiches Lernen mehrerer Sprachen zu begünstigen.

Von 2009 bis 2016 hat das BMBF die „Forschungsinitiative im Bereich Sprachdiagnostik und Sprachförderung - FiSS“ gefördert. In den Vorhaben wurden Diagnose-, Förder- und Qualifizierungsinstrumente zur sprachlichen Bildung entwickelt und überprüft. Vier FiSS-Projekte mit hoher Praxisrelevanz wurden für eine Anschlussförderung zur Vorbereitung des Transfers ausgewählt. Die Ergebnisse wurden in die Transfermaßnahmen der Bund-Länder-Initiative BiSS eingebracht. 

In dem Projekt „Lernstörungen Online Plattform für Diagnostik und Intervention – LONDI“ wurde eine Online-Plattform entwickelt, die Ergebnisse aus der seit dem Jahr 2009 BMBF-geförderten Forschung zu Fragen von "Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten" sowie weitere erfolgreiche Instrumente bei der Lese-, Rechtschreib- und Rechendiagnostik und -förderung in einem Online-Baukasten zur Verfügung stellt. Die Plattform richtet sich an pädagogische Fachkräfte und Lehrkräfte. Darüber hinaus bietet die Plattform Eltern von betroffenen Kindern hilfreiche, wissenschaftlich gestützte Informationen an. Diese Online-Plattform wird nun von ausgewählten Schulen, Eltern und Lerntherapeutinnen und -therapeuten genutzt und begleitend evaluiert. Ziel des Vorhabens ist es, die Plattform mithilfe der Evaluation weiter zu entwickeln und eventuelle Nutzungshemmnisse abzubauen.

Redaktionsschluss dieses Textes: 01.11.2024

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